US Open-Tagebuch: Verwirrung um Zverev & Eklat um Tomic
In seinem US Open-Tagebuch berichtet unser Reporter Felix Grewe vom letzten Grand Slam-Turnier des Jahres aus New York.
Der Dienstag startet typisch für einen Morgen in New York. Auf der 42. Straße im Osten Manhattans zieht es mich im Sog der gestressten Meute – Herren in Sakkos und Damen mit Kleidchen und mit lackierten Fußnägeln – in den nächsten Coffee-Shop. Feinschmecker und Freunde des entspannten Frühstücks haben hier nichts verloren, zumindest nicht um diese Uhrzeit. Die Lautstärke bewegt sich auf Bahnhofshallen-Niveau, dafür halte ich trotz einer ellenlangen Schlange nach drei Minuten Croissants und Cappuccino in den Händen. Wenn sie eines beherrschen, die Amerikaner, dann den Service. Deutschland ist in dieser Hinsicht eher noch Entwicklungsland.
Training mit Kerber und Nadal
Als ich um neun Uhr – zwei Stunden vor Spielbeginn – die Anlage in Flushing Meadows erreiche, schlägt sich Kei Nishikori, der später gegen Benjamin Becker gewinnen wird, unter der Aufsicht von Michael Chang auf dem hintersten Trainingsplatz ein. Auf der Tribüne – ja, seit zwei Jahren gibt es hier einige erhöhte Sitzreihen über den vier „Practice Courts“ – hocken ein paar Japaner und beäugen ihren Helden. Zwei Stunden später ist es an gleicher Stelle rappelvoll. Angelique Kerber absolviert jetzt ihre Einheit mit Coach Torben Beltz. Der Andrang könnte allerdings auch mit Rafael Nadal zusammenhängen, der nebenan im blauen, ärmellosen Muskelshirt ackert. Die leise Vermutung bestätigt sich, als Nadal kurz den Eindruck erweckt, seine Arbeit einstellen zu wollen und die Fans fluchtartig wie bei einem Feueralarm das Weite suchen. Der Spanier – was ein Schuft! – kehrt dann doch noch einmal zurück.
Zverev und der Davis Cup
Gegenüber auf Court 6 hat Alexander Zverev zu diesem Zeitpunkt deutlich mehr Schwierigkeiten mit Landsmann Daniel Brands als man erwarten durfte. Am Ende gewinnt der 19-Jährige in vier Sätzen und erzählt danach, dass er sich wesentlich mehr über das erste gewonnene Grand Slam-Match seit sieben Jahren seines Bruders Mischa freue als über seinen eigenen Erfolg. Ein sympathischer Auftritt – durchaus erwähnenswert, weil nicht selbstverständlich. Beim Dauerthema Davis Cup allerdings windet sich Zverev wie ein Aal. Angeblich habe noch niemand mit ihm gesprochen, sagt er. Und außerdem sei die Relegationspartie in Berlin doch noch weit weg. Keine Notwendigkeit also, sich jetzt schon Gedanken zu machen. Nur zur Erinnerung: Das Match Deutschland vs. Polen findet Mitte September statt. Noch Fragen?