US Open-Tagebuch: Wenn es dunkel wird in New York…
In seinem US Open-Tagebuch berichtet unser Reporter Felix Grewe vom letzten Grand Slam-Turnier des Jahres aus New York.
Sie als Tennisfan, liebe Leserinnen und Leser – wovon träumen Sie? Einmal auf einem paradiesischen Court direkt am Meer Bälle schlagen? Ein Wimbledon-Finale live erleben? Ich lege Ihnen eine Nightsession in Flushing Meadows ans Herz! Ja, ist ein alter Hut, schon klar. Aber sorry, das Drumherum und die Inszenierung dieser Abendpartien, die täglich ab 19 Uhr angesetzt werden, sind einfach genial und jedes Mal wieder Auslöser für eine ziemlich dicke Gänsepelle.
Das Spektakel beginnt bereits schon deutlich bevor im Arthur Ashe Stadium der erste Ballwechsel gespielt wird. Um 18:30 strömen die Fans richtig schick gekleidet mit Tickets für die Nightsession auf die Anlage. Viele Herren in Anzügen und noch mehr Damen in Kleidchen und mit Stöckelschuhen. Tagsüber ist bei vielen Besuchern mehr der Beach-Look angesagt.
Ein Bier für 9,75 Dollar
Andy Murray und Paolo Lorenzi bestreiten noch ihr Match der Daysession. An den Burgerständen herrscht Rush-Hour. Fast Food gehört zu den US Open wie die Erdbeeren zu Wimbledon. Neben dem Geschmack sind auch die Preise deftig. Ein klassischer Cheeseburger kostet zehn Dollar, ein stinknormales Sandwiches bis zu 17 Dollar. Für ein Bier drückt man 9,75 Dollar ab. Na dann, guten Appetit und Prost!
Um 19 Uhr bilden sich vor dem „Nightsession-Entry“ Menschentrauben. Der Einlass verzögert sich, weil Murray mit seinem italienischen Gegner mehr Mühe hat als erwartet und einen Satz abgibt. Nach der Partie müssen die Tagesbesucher zuerst das Stadion verlassen. Dann flitzt eine Putzkolonne durch die Reihen und entfernt Papier, Burgerschachteln und Flaschen. Um kurz vor halb acht dröhnt es aus den Lautsprechern „The gates are open“. Die Fans fahren wie im Kaufhaus auf Rolltreppen nach oben zu den Eingängen ins Stadion.
35 Meter über dem Boden
Ich klettere erst einmal ganz hoch hinaus, ein wenig Bewegung tut gut. Man darf sich diesen Aufstieg auf keinen Fall entgehen lassen. 72 Stufen führen auf der Seite des Schiedsrichterstuhls vom Anfang des Oberrangs bis in die letzte Reihe. Aus 35 Metern Höhe wirkt der Court unten winzig wie eine Tischtennisplatte. Noch beeindruckender aber ist der Blick auf die Skyline von Manhattan – einfach traumhaft. Gestern gab es einen Sonnenuntergang, den viele Fotografen als einen der schönsten der letzten Jahre bezeichnen. Die Kollegen im Pressezentrum sprangen wie von einer Tarantel gestochen auf, als sie die dunkelroten Sonnenstrahlen auf ihren Monitoren erblickten, sprinteten mit ihren Mega-Objektiven bewaffnet los. Einige ins Arthur Ashe Stadium, manche bis ans Ende der Anlage ins Louis Armstrong Stadium.