Viktor Troicki

Viktor Troicki ist ein langjähriger Weggefährte von Novak Djokovic. Die beiden gewannen 2010 den Davis Cup. ©Imago/Camille Stolen

Viktor Troicki über Djokovic: „Ich finde, Novak wird immer schlechter behandelt“

Der serbische Davis-Cup-Teamchef Viktor Troicki kritisierte den Umgang mit Novak Djokovic bei den Australian Open scharf.

Es war einer der großen Aufreger bei den Australian Open. Nach seinem Achtelfinalsieg gegen Jiri Lehecka (Tschechien) verweigerte Novak Djokovic das obligatorische On Court-Interview. Der Serbe nahm dem verdutzten Jim Courier das Mikrofon ab und sagte zum Publikum: „Vielen Dank, dass ihr heute Abend hier seid. Ich weiß eure Anwesenheit und Unterstützung zu schätzen. Wir sehen uns in der nächsten Runde. Danke.“

Australian Open: Djokovic verweigert On-Court-Interview

Kurz darauf erklärte Djokovic in der Pressekonferenz seinen seltsamen Auftritt. „Vor ein paar Tagen hat ein berühmter Sportjournalist, der für den offiziellen Sender Channel 9 hier in Australien arbeitet, serbische Fans verhöhnt und beleidigende und verletzende Kommentare mir gegenüber abgegeben. Seitdem hat er sich nicht öffentlich entschuldigt. Channel 9 auch nicht. Da es sich also um einen offiziellen Sender handelt, habe ich mich entschieden, Channel 9 keine Interviews zu geben. Ich habe nichts gegen Jim Courier oder die australische Öffentlichkeit. Es war eine sehr unangenehme Situation für mich, heute auf dem Platz zu stehen“, sagte Djokovic.

Bei dem Journalisten handelt es sich um Tony Jones. Der 63-Jährige hatte sich während einer Live-Sendung aus dem Melbourne Park über feiernde Fans aus Serbien lustig gemacht. Während im Hintergrund singende und jubelnde serbische Schlachtenbummler zu sehen und zu hören waren, sprach er in die laufende TV-Kamera: „Willkommen zurück im Melbourne Park, wo sie die Fans von Novak Djokovic in voller Lautstärke sehen können. Novak, er wird überbewertet. Novak ist ein Auslaufmodell. Novak, schmeißt ihn raus! Junge, ich bin froh, dass die mich nicht hören können. Aber jetzt kommen wir zum Tennis.“

Jones bat schließlich Djokovic persönlich und im Fernsehen um Entschuldigung. Allerdings eher halbherzig, was viele in der Tennisszene kritisierten. Djokovic nahm die Entschuldigung an und stand nach seinem Viertelfinalsieg gegen Carlos Alcaraz wieder zum On Court-Interview mit Jim Courier bereit.

Australian Open Djokovic wird vom Platz gebuht

Doch es gab noch einen weiteren Aufreger um Djokovic während der Australian Open. Nachdem er sein Halbfinale gegen Alexander Zverev nach dem verlorenen Satz verletzungsbedingt abbrach, ertönten einige Buhrufe, als der „Djoker“ die Rod Laver Arena verließ. Für Zverev ein Unding, der in seinem On Court-Interview vehement verteidigte. „Bitte, Leute, buht keinen Spieler aus, wenn er mit einer Verletzung ausscheidet. Novak Djokovic hat diesem Sport in den letzten 20 Jahren absolut alles gegeben. Er hat dieses Turnier mit einem Bauchmuskelriss gewonnen, er hat dieses Turnier mit einer Oberschenkelverletzung gewonnen. Wenn er nicht weitermachen kann, bedeutet das wirklich, dass er nicht weitermachen kann. Zeigt auch etwas Liebe für Novak“, appellierte Zverev an die Zuschauer.

Nach den Buhrufen gegen ihn und die ständigen Vorwürfe, er würde mit seinen Verletzungen übertreiben, fühlte sich Djokovic dazu veranlasst, in den sozialen Medien ein MRT von seinem Muskelfaserriss, den er sich im Viertelfinale gegen Alcaraz zugezogen hatte, zu posten. Djokovic sagte wegen seiner Verletzung auch sein Antreten für Serbien im Davis-Cup-Auswärtsspiel in Dänemark ab.

Viktor Troicki: „Eine Entschuldigung ist nicht genug”

Der serbische Davis-Cup-Kapitän Viktor Troicki äußerte sich im Vorfeld des Davis Cups zu den Buhrufen gegen seinen Landsmann. „Sie haben ihn nach einer Verletzung ausgebuht. Ich denke nicht, dass man das in irgendeinem Sport sieht. Nicht mal im Fußball, wo das Publikum deutlich wilder ist. Wenn ein Spieler sich im Fußball verletzt, bekommst du sogar Applaus vom Gegner und Genesungswünsche. Die Buhrufe haben mich sehr überrascht, zumal an einem Ort, wo er stets sein bestes Tennis spielte und zehn Titel gewann. Das war sehr respektlos und enttäuschend“, sagte Troicki.

Mehr auf die Palme brachte Troicki jedoch der Vorfall mit dem TV-Reporter Tony Jones. „Wenn ich diesen Journalisten angestellt hätte, hätte ich anschließend sofort gefeuert. Er hätte nie mehr im Sport gearbeitet. Einen Athleten während des Turniers nachzuäffen, ist inakzeptabel. Ich denke, eine Entschuldigung ist nicht genug. Ich finde, er sollte ein lebenslanges Verbot im Tennis bekommen. Ich finde, Novak wird immer schlechter behandelt. Es ist überraschend und traurig zu sehen, wie der größte Spieler der Geschichte so viele schlechte Dinge in Australien erleben muss. Es ist nicht mehr dasselbe nach Covid und was sie ihm vor ein paar Jahren angetan haben“, sagte Troicki und nahm Bezug auf das Einreisedrama um Djokovic bei den Australian Open 2022 während der Corona-Pandemie, als der Serbe schließlich des Landes verwiesen wurde.