Von Waldenfels vor Wiederwahl als DTB-Präsident
Es gibt Unruhe, hinter den Kulissen grummelt es, und Georg von Waldenfels wird sich von den Vertretern der Landesverbände kritische Fragen anhören müssen. Am Ende aber wird der 64-Jährige am Sonntag aller Voraussicht nach auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Tennis Bundes (DTB) in Hamburg für weitere drei Jahre in seinem Präsidentenamt bestätigt werden. „Ich stehle mich nicht aus der Verantwortung“, begründete der Münchner im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (sid) seine erneute Kandidatur.
Kein Gegenkandidat in Sicht
Es ist auch kein ernsthafter Gegenkandidat in Sicht, der bereit, willens und in der Lage wäre, die Geschicke des immer noch größten Tennisverbandes der Welt zu führen. Als von Waldenfels das Amt 1999 übernahm, hatten Boris Becker, Michael Stich und Steffi Graf gerade ihre Karrieren beendet. Trotzdem konnten nur Berufs-Pessimisten diesen Einschnitt als die „Götterdämmerung“ deuten, als die er sich dann tatsächlich erwies.
Statt den DTB in einer neuen Ära zu neuen Höhen zu führen, mussten von Waldenfels und sein Team seitdem einen ständigen Niedergang quittieren, der im August mit der Aberkennung des Masters-Status für das größte deutsche Turnier in Hamburg seinen vorläufigen Tiefpunkt erreicht hat.
„Viel Geld sinnlos verbrannt“
Ein Kritiker, der kein Blatt vor den Mund nimmt, ist Dirk Hordorff. Der Coach von Wimbledon-Halbfinalist Rainer Schüttler war vor drei Jahren als Gegenkandidat von von Waldenfels gescheitert, beobachtet die Vorgänge im DTB aber nach wie vor sehr genau. „In der freien Wirtschaft wäre ein Mann wie von Waldenfels längst entlassen worden“, sagt Hordorff dem sid: „Keiner hat so viel Geld im deutschen Tennis so sinnlos verbrannt wie dieser Präsident.“
Insbesondere die Klage gegen die ATP um den Status des Turniers am Rothenbaum sieht Hordorff kritisch: „Da ist alles falsch gemacht worden, was man falsch machen kann.“ 2,5 Millionen Euro hat der Prozess bereits gekostet, in dessen Verlauf der DTB laut Hordorff ein Vergleichsangebot aus ATP-Kreisen abgelehnt habe: „Der Erhalt des 1000er-Status zu einem anderen Datum und eine zweistellige Millionen-Unterstützung wurden kurz vor Prozessende zurückgewiesen.“ Waldenfels bezeichnet diese Behauptung als „frei erfunden. Wer so etwas sagt, hat keine Ahnung von den Abläufen und stellt die Tatsachen auf den Kopf.“
„Muss ich mir anrechnen lassen“
Fehlende TV-Präsenz und der nicht mögliche notwendige Ausbau der Anlage führten letztlich zur Aberkennung des Masters-Status von Hamburg. Nun geht der Verband in die Berufung, wohl vor allem, um eine mögliche Schadenersatzklage der ATP in Höhe von rund 15 Millionen Euro zu verhindern. „Das Ergebnis des Prozesses gegen die ATP muss ich mir als Präsident anrechnen lassen“, weiß von Waldenfels.
Als Grund für die Krise hat von Waldenfels den ISL-Zusammenbruch ausgemacht. Von 1999 an hatte das Schweizer Vermarktungsunternehmen den neun Masters-Turnieren insgesamt 1,2 Milliarden Mark garantiert, sich damit aber völlig übernommen. 2002 musste die Firma Insolvenz anmelden, dem DTB fehlten so plötzlich fest einkalkulierte rund sechs Millionen Euro jährlich. Die Damenturniere in Hamburg und Berlin mussten verkauft werden.
„Auf dem Niveau eines Entwicklungslandes“
Der Haushalt mit dem operativen Geschäft ist zwar angeblich ausgeglichen, große Sprünge sind aber nicht möglich. Zumal die Mitgliederzahlen zum Jahresende erneut um 1,3 Prozent auf 1,586 Millionen gesunken sind. Bedenklich auch, dass 54 Prozent aller organisierten Tennisspieler über 40 Jahre alt sind. „In der Jugend- und Nachwuchsförderung sind wir auf dem Niveau eines Entwicklungslandes angekommen“, erklärt Hordorff: „Eine Schande für den größten Verband der Welt.“
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