Sport Bilder des Tages Mandatory Credit: Photo by Ella Ling/Shutterstock (14003751be) Novak Djokovic screams in frustrat

Manchmal muss es einfach raus: Novak Djokovic schreit gerne mal rumBild: Imago / Ella Ling

Die Top-Ten der kuriosesten Disqualifikationen im Tennis

Tennismatches werden immer wieder von kuriosen Zwischenfällen, Ausrastern oder gar Disqualifikationen begleitet. tennis MAGAZIN zeigt das Beste aus den drei Kategorien. Teil eins: die kuriosesten Disqualifikationen.

Wie in vielen anderen Sportarten spielen Emotionen auch im Tennis eine große Rolle. So führte angestauter Frust bereits häufiger zu sehr undurchdachten Handlungen. Die Folge: Der betroffene Spieler wird disqualifiziert und muss vorzeitig unter die Dusche. Die Umstände haben sich mit der Zeit verändert. Früher waren John McEnroe, Andre Agassi und Jimmy Connors mit die einzigen „Tennis-Rebellen“. Heutzutage gibt es sie fast wie Sand am mehr. Das Spiel hat sich gewandelt, es geht um mehr Geld, der Druck steigt. Überkochende Emotionen sind an der Tagesordnung. Gab es auf der Herrentour mit Beginn der Open Era im Jahr 1968 bis 2000 nur neun Disqualifikationen, sind es von der Jahrtausendwende bis heute ganze 18.

Bevor ihr euch wundert, warum in dieser Auflistung keine Frauen auftauchen: Seit Beginn der Open Era gab es bisher nur drei Fälle bei denen eine Frau disqualifiziert wurde. Anscheinend haben sie ihre Emotionen etwas besser im Griff als die männlichen Gegenparts. Irina Spirlea (vs. Stephanie Deville) in Palermo 1996 wegen Beleidigung des Schiedsrichters und Anastasia Rodionova (vs. Angelique Kerber) 2007 in Cincinnati wegen des Abschießens eines Zuschauers mit einem Ball. Der dritte Fall ereignete sich während eines Matches im Damendoppel bei den French Open 2023. Miyu Kato und Aldila Sutjiadi wurden disqualifiziert, da Kato ein Ballmädchen mit einem Ball getroffen hatte. Fun-Fact: Kato trat auch im Mixed an und gewann an der Seite des Deutschen Tim Pütz das Turnier.

John McEnroe, Australian Open 1990

Wenn wir ihn schon angesprochen haben, fangen wir auch gleich mit ihm an. Vielleicht wundern sich jetzt einige, warum hinter John McEnroe nicht „Wimbledon 1981“ steht. Das liegt daran, dass dessen legendärer „You cannot be serious“-Ausraster nicht mit einer Disqualifikation verbunden war. Mehr zu diesem lest ihr demnächst im zweiten Teil. Bei den Australian Open 1990 trat er im Achtelfinale gegen den Schweden Mikael Pernfors an. Trotz einer 2:1 Satzführung war der siebenmalige Grand Slam-Champion sichtlich angefressen. Drei Verwarnungen führten schließlich im vierten Satz zur Disqualifikation. Erst schüchterte er eine Linienrichterin ein, zerstörte dann seinen Schläger und beleidigte schließlich den Schiedsrichter sowie den Supervisor.

Andrey Rublev, Dubai 2024

Gehen wir 34 Jahre in die Zukunft zum aktuellsten Fall. Andrey Rublev spielte im Halbfinale des 500er-Turniers von Dubai gegen Alexander Bublik. Das Spiel befand sich in der entscheidenden Phase, als Rublev einen Vorhandball des Gegners im Aus sah. Der Linienrichter gab den Ball allerdings gut und wurde daraufhin vom Russen verbal angegangen. Als „Scheiß Idiot“ soll er den Betroffenen auf russisch beleidigt haben.

Alexander Zverev, Acapulco 2022

Auch Olympiasieger Alexander Zverev ist kein Kind von Traurigkeit. Während einer Doppelpartie im mexikanischen Acapulco brannten ihm 2022 die Sicherungen durch. Auch hier war ein nicht Aus gegebener Ball in einem entscheiden Moment der Auslöser. Als Zverev und sein Partner Marcelo Melo kurz darauf das Spiel verloren, schlug der Hamburger sein Racket mehrfach gegen den Stuhl des Schiedsrichters und traf diesen dabei beinahe am Fuß. Es folgte eine Disqualifikation vom Einzelwettbewerb und eine Geldstrafe von 40.000 Dollar.

Nick Kyrgios, Rom 2019

Auch der Tennis-Rüpel schlechthin darf hier natürlich nicht fehlen. Nick Kyrgios hält mit 113.000 Dollar (Cincinnati 2019) den Rekord für die höchste jemals ausgestellte Geldstrafe im Tennis. Insgesamt musste der Australier in seiner Karriere bisher 452.000 Dollar an Strafe blechen. Ebenfalls Höchstwert. Den „Bestwert“ von 113.000 Dollar bekam er allerdings nicht bei seiner Disqualifikation 2019 in Rom aufgebrummt. Im Match gegen Casper Ruud beleidigte er mehrfach Zuschauer, zertrümmerte seinen Schläger und warf einen Stuhl auf den Court. Die Geldstrafe belief sich auf knapp 35.000 Dollar.

Novak Djokovic, US Open 2020

Eine der wohl umstrittensten Disqualifikationen gab es bei den US Open 2020. Im Achtelfinale gegen Pablo Carreno Busta schlug Novak Djokovic nach einem verlorenen Aufschlagspiel Ende des ersten Satzes einen Ball hinter sich und traf eine Linienrichterin am Hals. Nach anschließenden Diskussionen mit Schiedsrichter und Supervisor wurde der Serbe schließlich vom Turnier ausgeschlossen.

David Nalbandian, Queens 2012

Auch auf dem edlen Rasen des Queen´s Club in London gab es bereits mächtig Ärger. 2012 standen sich David Nalbandian und Marin Cilic im Endspiel gegenüber. Ersterer führte mit 1:0 in Sätzen. Als Cilic den Argentinier zum 3:4 in Satz zwei breakte, flippte dieser aus und trat gegen die Bande vor dem Stuhl eines Linienrichters. Diese war allerdings nicht sonderlich standhaft, sodass der Tritt den Offiziellen nahezu ungedämmt am Schienbein traf. Auch hier halfen die Diskussionen nichts. Es ist bis heute das einzige Mal, dass ein Spieler oder eine Spielerin in einem Finale disqualifiziert wurde.

Ilie Nastase, US Open 1979

Gehen wir noch einmal eine ganze Zeit zurück in das Jahr 1979. Eine der kuriosesten Disqualifikationen ereignete sich damals bei den US Open. Ilie Nastase stand einem damals 20-jährigen John McEnroe gegenüber. Der Exzentriker Nastase, 33 Jahre alt, versuchte mit allen Mitteln, seinen Gegner einzuschüchtern. Beleidigungen und Zeitspiel funktionierten allerdings nicht wirklich. Schiedsrichter Frank Hammond wurden die Mätzchen im vierten Satz zu viel und er sprach die dritte Verwarnung gegen den Rumänen aus. Dieser boykottierte daraufhin die Fortsetzung des Matches. Auch nach Gesprächen mit Mike Blanchard, einem anderen Referee, weigerte sich Nastase weiterzuspielen und wurde letztendlich von Hammond disqualifiziert.

Die Zuschauer waren schon bei der dritten Verwarnung durchgedreht, warfen Bierdosen und nun auch Müll auf den Platz. Die Spieler mussten aufgrund dieser Tumulte von Polizisten geschützt werden. Die Ausschreitungen riefen Turnierdirektor Bill Talbert auf den Plan. Dieser hob die Entscheidung auf, ließ Nastase wieder spielen und ersetzte Hammond als Schiedsrichter durch Blanchard. Das Match gewann am Ende trotzdem McEnroe. Nastases Verhalten auf dem Platz war unter anderem einer der Gründe dafür, dass in den 70er-Jahren der Verhaltenskodex im Tennis eingeführt wurde.

Denis Shapovalov, Davis Cup 2017

Den wohl eindeutigsten Ausschluss von einem Match kann sich Denis Shapovalov auf die Fahne schreiben. Beim Davis Cup 2017 spielte der damals 17-Jährige für Kanada gegen den Briten Kyle Edmund. „Shapo“ steuerte auf eine glatte Niederlage zu, Edmund hatte ihn bei 2:0 Satzführung (der Davis Cup wurde damals noch über drei Gewinnsätze gespielt) im dritten Durchgang gerade zum 1:2 gebreakt. Frustriert nahm Shapovalov einen übrigen Ball aus seiner Hosentasche und drosch diesen mit dem Schläger weg. Ungünstig nur, dass genau in der Flugbahn der Schiedsrichterstuhl stand. Die Filzkugel traf Referee Arnaud Gabas mit voller Wucht im Gesicht. Reklamation überflüssig.

Mikael Ymer, Lyon 2023

Die aktuell drittjüngste Disqualifikation betraf Mikael Ymer. Im Viertelfinale von Lyon spielte der Schwede vergangenes Jahr gegen Arthur Fils, als ihn alle guten Geister verließen. Das Szenario: Ende erster Satz, Aufschlag Ymer, 30:30. Einen knapp an die Seitenauslinie gesegelte Return von Fils will Ymer im Aus gesehen haben. Doch auch die Beschwerden des aktuell wegen drei verpasster Dopingtests gesperrten Profis änderten an der Entscheidung nichts. Kurz darauf verlor er das Aufschlagspiel zum 5:6. Auf dem Weg zu seiner Bank machte er einen Zwischenstopp am Schiri-Stuhl und verarbeitete diesen mit seinem Schläger buchstäblich zu Kleinholz. Wenige Minuten später trottete er dann gezwungenermaßen vom Platz.

Jeff Tarango, Wimbledon 1995

Zum Abschluss nochmal eine Geschichte aus dem Archiv. In der dritten Runde von Wimbledon standen sich 1995 Jeff Tarango und Alexander Mronz gegenüber. Tarango hatte den ersten Satz im Tiebreak verloren und servierte im zweiten beim Stand von 1:2 für den Deutschen. Einen Aufschlag wollte der US-Amerikaner im Feld gesehen haben, diskutierte mit dem Schiedsrichter. Unter den Fans machte sich Unruhe breit, was Tarango mit einem „Shut Up!“ (haltet die Klappe) quittierte. Die darauffolgende Verwarnung wollte er nicht wahrhaben, forderte den Supervisor und bezeichnete den Referee dann als „korruptesten Offiziellen auf der gesamten Tour“. Nachdem er auch dafür eine Verwarnung kassierte, nahm Tarango wutentbrannt seine Tasche und verließ den Platz. Er disqualifizierte sich quasi selbst. Das macht das Kuriosum allerdings noch nicht komplett. Tarangos Frau schlug Referee Bruno Rebeuh später zwei Mal ins Gesicht. Der Amerikaner wurde für Wimbledon 1996 gesperrt.

Im gleichen Turnier hatte Tarango kurioserweise bereits von einer Disqualifikation profitiert. Im Doppel spielte er mit Henrik Holm in der ersten Runde gegen die beiden Briten Jeremy Bates und Tim Henman. Letzterer traf mit einem vor Wut geschlagenen Ball ein Ballmädchen, was zum Ausschluss der beiden führte. Es ist das bisher einzige Turnier, bei dem es in zwei Matches eine Disqualifikation gab.