Wimbledon: Als Dustin Brown Rafael Nadal besiegte
Einen Tag nach der größten Partie seiner Karriere wird Brown im Pressebereich an der Church Road herumgereicht wie eine Trophäe. Um 15 Uhr soll eine Gesprächsrunde mit den deutschen Journalisten stattfinden. Am Ende wird es fast eine Stunde später, weil der neue Held zunächst von einem Fernsehinterview zum nächsten wandern muss. Er beantwortet die immer gleichen Fragen, erzählt, dass er erst am frühen Morgen nach seinem Sieg gegen Nadal einschlafen konnte, dass er Glückwünsche von Dirk Nowitzki und Will Smith’ Ehegattin erhielt. Von seinem recht unbekannten Coach erzählt er, Scott Wittenberg, der in London nur Bruder Kim vertrat, weil dieser während des Wimbledon-Turniers verhindert war. Die Brüder stammen aus Kalifornien, betreiben dort eine Tennisschule und kennen Brown schon seit dessen Kindheit. Er muss von seinem berühmten Wohnmobil berichten, das zuhause im niedersächsischen Winsen in der Garage stehe.
24 Stunden später folgt Browns letzter großer Auftritt in Wimbledon 2015. Er darf nach seiner 4:6, 6:7, 6:4, 3:6-Niederlage gegen Viktor Troicki noch einmal im Haupt-Interviewraum Platz nehmen. Browns Drittrundenaus ist keine schwere Enttäuschung, weil sein Gegner schlichtweg überlegen war und er selbst mehr als respektabel spielte – deutlich besser als 2013, als er in Wimbledon Lleyton Hewitt besiegt hatte, ebenfalls in Runde drei stand und dort gegen „Underdog“ Adrian Mannarino, damals gerade einmal die Nummer 111 der Weltrangliste, in drei Sätzen verlor.
Nach Browns überzeugender Vorstellung im Südwesten Londons bleibt vor allem eines: Die Erkenntnis, dass er wahrscheinlich im Ranking dauerhaft unter den besten 50 Spielern der Welt platziert sein könnte, wäre er bloß in der Lage, nur die Hälfte seiner Leistung aus dem Nadal-Match konstant in einer Saison und auf allen Bodenbelägen abzurufen. Und es wurde deutlich: Brown ist ein Typ, der dem sonst so faden deutschen Tennis endlich einmal eine schillernde Note verleiht.
„Er bringt aufgrund seiner modelhaften und außergewöhnlichen Erscheinung ein hohes Vermarktungspotenzial mit“, sagt Prof. Dr. André Bühler, Direktor des deutschen Instituts für Sportmarketing. Er sieht vor allem Möglichkeiten für Brown, Werbepartner in der Mode- und Schmuckindustrie zu finden. „Wichtig wäre es dafür , den sportlichen Erfolg schnell zu bestätigen, um nicht nur kurzfristig eine hohe Aufmerksamkeit zu generieren“, ergänzt der Experte.
Was folgt für den 1,96-Meter-Schlacks in den nächsten Wochen und Monaten? Eventuell im September der erste Einsatz im deutschen Davis Cup-Team. „Dadurch, dass er auch im Doppel eine gute Alternative ist, spielt er in meinen Planungen natürlich eine Rolle“, bestätigte Teamchef Michael Kohlmann im Gespräch mit tennis MAGAZIN. Auch Berater Niki Pilic kann sich einen Einsatz Browns vorstellen. „Sein Spiel hat mich beeindruckt“, sagte der 75-Jährige. Klar ist aber auch: Sollte man in der Relegation auf einem langsamen Belag antreten müssen, würde dies die Chance auf einen Einsatz Browns verringern.
Mit seinen 30 Jahren steht Brown zwar nicht mehr für die Zukunft des deutschen Herrentennis. Den einen oder anderen spektakulären Auftritt wie gegen Nadal traut man „Dreddy“, wie sie ihn alle nennen, aber mindestens noch zu.nike air force 1 uv color change da8301 100 101 release date | cheap air jordan 1 from china