Wimbledon-Blog: Wie der rote zum weißen Blitz wurde
Es ist eine hübsche Geschichte. Da ist eine Woche Wimbledon vorbei, und am Anfang der zweiten Woche ist noch ein Deutscher im Rennen. Der heißt aber nicht Tommy Haas, Philipp Kohlschreiber oder Nicolas Kiefer. Sondern Rainer Schüttler. Er ist der Last Man Standing, wie man hier in England so schön sagt. Ihn hätte man im Achtelfinale von Wimbledon nie im Leben erwartet. Und er selbst sich wohl auch nicht. 32 Jahre ist er jetzt alt. Und, wenn man sich an seine beste Zeit erinnern will, muss man in die Vergangenheit eintauchen. In die Zeit des Roten Blitzes, wie er wegen seines Shirts und seiner nimmermüden Beine genannt wurde. Schüttler, das waren die deutschen Tugenden: Arbeiten, Kämpfen, nicht Aufgeben.
Frühjahr 2004: Schüttler war die Nummer 4 der Welt
2003 wars, da stand er im Finale der Australian Open gegen Andre Agassi. Weil er die ganze Saison gut spielte, qualifizierte er sich für den Masters Cup in Houston, Texas, und erreichte beim Turnier der weltbesten 8 sogar das Halbfinale. Am Saisonende kletterte Schüttler auf Platz 5 der Weltrangliste. Ein halbes Jahr später, nach dem Turnier von Monte Carlo, stand er sogar auf Platz 4. Doch da deutete der Trend schon wieder abwärts. Überspielt war er. Es folgten harte Zeiten. Das Pfeiffersche Drüsenfieber erwischte ihn, er musste sich am Knie operieren lassen. Mal verdarb er sich den Magen, mal erkältete er sich. Ich bin immer krank, klagte er vor ein paar Jahren im Interview. Und mit den Verletzungen und Krankheiten schwand auch das Selbstbewusstsein. Sein historischer Tiefstand war der 23. Juli 2007: Platz 153 im Ranking.Er hat sich wieder nach vorne gearbeitet, ohne dass man es gemerkt hat. Letztes Jahr in Mumbai schlug er Lleyton Hewitt. Er sammelte Punkte an Orten, wo man noch nicht einmal wusste, dass dort Tennis gespielt wird, wie in Humacao, Puerto Rico. Jetzt, nach Siegen gegen Santiago Ventura, James Blake und Guillermo Garcia-Lopez, steht Rainer Schüttler in Wimbledon im Achtelfinale. Und wenn man sich auf Ursachensuche begibt, und im Aorangi Park (dort liegen die Trainingsplätze) seinen zigaretterauchenden Manager und Trainer Dirk Hordorff trifft, dann fallen Sätze wie Er war ja schon öfters nahe dran – oder: Klar ist Selbstbewusstsein da, wenn man einen Top Ten-Spieler wie Blake schlägt. Das klingt banal, aber einleuchtend. Es sind oft die Zentimeter, die über Sieg oder Niederlage entscheiden, die ein Match in die eine oder andere Richtung laufen lassen. Vielleicht ist die Wahrheit auch die, dass ihn das deutsche Brot, das ihm bei seiner Gastfamilie jeden Tag gebacken wird, so gestärkt, und den früher roten zum weißen Blitz gemacht hat.
Schüttler & Tipsarevic: Gemeinsamer Manager, gleicher Masseur
Es gibt im Zusammenhang mit Schüttler noch eine witzige Geschichte. Und die betrifft sein Verhältnis zum Achtelfinalgegner Janko Tipsarevic. Der Serbe ist nämlich nicht nur Dostojewski-Fan und so etwas wie der Intellektuelle im Circuit, sondern auch Teil von Schüttlers Team. Unter Vertrag steht Tipsarevic wie Schüttler bei Hordorff. Der hat ihm auch seinen Trainer Jose Perlas, den Ex-Coach von Alex Corretja, besorgt. Schüttler und Tipsarevic haben sich die vergangenen drei Jahre stets gemeinsam in Dubai und Bad Homburg auf die Saison vorbereitet. Oft teilten sie sich nicht nur den Masseur, Marc Boada aus Spanien, sondern auch das Zimmer. Heute Abend auf Court 2 ruht dann die Freundschaft zwischen dem Youngster Tipsarevic und dem Oldie Schüttler.
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