Graf and Becker

Das deutsche Jahr in Wimbledon: 1989 gewinnen Boris Becker und Steffi Graf das wichtigste Tennisturnier der Welt

Wimbledon – das Turnier der Deutschen

50er/60er Jahre in Wimbledon: Familie Buding und ein Herr Bungert

Edda Buding
(Einzelviertelfinale 1959, Mixedfinale 1961)

Wimbledon

ELEGANT UND HÜBSCH: Edda Buding in Wimbledon 1959. (Foto: Datenbank)

Sie stammte aus der Tennis-Familie Buding und sammelte als älteste Tochter von insgesamt vier Kindern die meisten internationalen Titel ein. Ihre Geschwister Lothar, Ilse und Ingo stehen ebenfalls auf vielen Siegerlisten längst vergessener Turniere. In Wimbledon, auf der ganz großen Tennisbühne, erreichten die Buding-Kinder eher wenig. Am erfolgreichsten war eben Edda, die schon 1954 für Aufsehen sorgte, weil sie als unbekannte 17-Jährige in die dritte Runde vorstieß und dort der übermächtigen Maureen Conolly immerhin fünf Spiele abnahm. Nur im Endspiel, das Conolly gewann, wurde sie noch mehr gefordert als von der jungen Deutschen.

1959 drang Edda Buding ins Viertelfinale vor, dass sie gegen die spätere Siegerin Maria Bueno verlor – ihr größter Erfolg auf Grand Slam-Ebene. Zwei Jahre später erreichte sie noch das Mixedfinale. Eine große Auszeichung wurde ihr von den anderen Spielerinnen, also von der Konkurrenz, zuteil: Sie wählten Edda Beding 1958 zur schönsten Spielerin Europas. Edda Buding starb im Sommer 2014 im Alter von 77 Jahren.

Christian Kuhnke
(Einzelviertelfinale 1963, 1964)

Er galt als Schönspieler und Lebemann, so dass in Rückblicken oft vom „Unvollendeten“ die Rede ist, weil er wohl mehr aus seinem Talent hätte machen können. „Kiki“ Kuhnke war zusammen mit Wilhelm Bungert (s.u.) der beste deutsche Spieler in den 60er Jahren, 1970 erreichten sie als Team das Davis Cup-Finale (0:5-Niederlage gegen die USA in Cleveland). Wimbledon gehörte nicht zu den Lieblingsturnieren von Kuhnke, er mochte die langsameren Sandplätze lieber. Dennoch stand er zweimal im Wimbledon-Viertelfinale – seine größten Erfolge als Tennisspieler. Er wurde später Anwalt und leitete eine Kanzlei in München.

Wilhelm Bungert
(Einzelhalbfinale 1963, 1964; Einzelfinale 1967)

Wimbledon

DEUTSCHER SCHLAKS: Wilhelm Bungert, knapp 1,90m groß, stand 1967 im Endspiel von Wimbledon. (Foto: Getty Images)

Deutschlands zweiter Finalist in Wimbledon, gut 30 Jahre nach den Erfolgen von Gottfried von Cramm. 1967 kämpfte sich der lange Schlaks aus Mannheim durch das Tableau: Er brauchte jeweils fünf Sätze, um Achtel-, Viertel- und Halbfinale zu überstehen, wobei ihm in der Summe 74 Doppelfehler unterliefen. Im Endspiel gegen den legendären Australier John Newcombe war Bungert krasser Außenseiter und ziemlich aus der Puste.

In einem Rückblick sagte er mal: „Ich habe gedacht, ich kann gewinnen. Aber dann machte ich zwei leichte Fehler. Ich wurde nervös und ließ nach.“ Er servierte damals in der Anfangsphase der Partie erst einen Doppelfehler und dann verschlug er einen leichten Schmetterball – „einen Meter vom Netz entfernt“, weiß der mittlerweile 80-jährige Bungert noch heute. Er verlor 3:6, 1:6, 1:6.

Es war das letzte Jahr, dass in Wimbledon nur Amateure spielen durften und keine Profis. 1968 begann die Open Era und die Kommerzialisierung des Tennissports. Bungert war ein vorbildlicher Amateur: Er nutzte die öffentlichen Verkehrsmittel, um von seinem kleinen Hotel in Putney nach Wimbledon zu kommen – selbst am Finaltag. Für seinen zweiten Platz bekam Bungert damals umgerechnet knapp 300 Deutsche Mark. „Wie sich das Preisgeld mittlerweile entwicklelt hat, ist der Wahnsinn“, sagte er anlässlich seines 80. Geburtstag am 1. April 2019 der Deutschen Presse Agentur. Heute betreibt er eine Tennis- und Golfanlage in Hilden bei Düsseldorf.