Wimbledon

Beim einzigen Grand Slam-Turnier auf Rasen gibt es reichlich Traditionen. Bild: Getty Images

Wimbledon: Diese Traditionen sollte man kennen

Wimbledon ist sowohl das älteste Tennisturnier der Welt als auch das traditionsreichste Event auf der Tennistour. Während einige Traditionen im All England Lawn Tennis & Croquet Club in den vergangenen Jahren verloren gegangen sind, bleiben aber auch eine Vielzahl an Brauchtümern erhalten. Eine Übersicht.

Tradition in Wimbledon: die Kleidung

Wimbledon ist das einzige Tennisturnier der Welt, bei dem es einen speziellen Dress-Code, also eine Kleiderordnung für Spieler, gibt. Spielerinnen und Spieler, die den Court in London betreten, müssen zu über 90 Prozent in Weiß gekleidet sein. Die ursprüngliche Idee dahinter war es, „peinliche Schweißflecken“ auf den Klamotten zu vermeiden. Auch wenn es heute reichlich Sportausrüstung gibt, die genau das kaschiert, hat diese Tradition bis heute Bestand. Kleine Ausnahmen, wie die Logos der Ausrüster oder minimale farbliche Elemente (nicht größer als ein Zentimeter), gibt es aber.

Dennoch wird die Regel weiterhin streng gehandhabt. Für Tennisprofis bedeutet das auch, dass sie weiße Schuhe, Unterwäsche, Socken, Kappen oder Schweißbänder tragen müssen.

Eine Ausnahme gibt es aber für die Damen: Ihre Unterhosen dürfen auch in dunkleren Farben sein, so lange sie nicht länger als ihre Shorts, Röcke oder Kleider sind.

Was passiert aber, wenn Tennisprofis sich nicht an diese Regel halten? Nick Kyrgios lieferte dafür in der Siegerehrung im Wimbledon-Finale 2022 das beste Beispiel. Etwas provokant zog er nach dem verlorenen Endspiel und pünktlich zur Übergabe der Trophäen eine rote Kappe an. Die Konsequenz: eine Geldstrafe in der Höhe von fast 10.000 US-Dollar.

Wimbledon Traditionen

Gegen die Regeln: Bei der Siegerehrung im Finale von 2022 zog Nick Kyrgios eine rote Kappe an. Das wurde bestraft.Bild: Imago/Javier Garcia/Shutterstock

Die Royal Box in Wimbledon

Traditionen Wimbledon

2010 erschien Queen Elizabeth II zum Match von Andy Murray gegen den Finnen Jarkko Nieminen auf dem Centre Court.Bild: Getty Images

Es ist keine Seltenheit, dass Angehörige der britischen Königsfamilie beim Tennisturnier in Wimbledon erscheinen. Deshalb existiert die sogenannte „Royal Box“ auf dem Centre Court. Insgesamt 74 Plätze mit dunkelgrünen Stühlen gibt es hier. Bis 2003 lautete eine Regel für Spieler: Wenn sie den Platz betreten, müssen sie vor dieser Box einen Knicks machen. Heute tritt diese Regel nur in Kraft, wenn das königliche Oberhaupt, also König Charles III, vor Ort ist.

Setzung

Zwischen 2002 und 2019 hatte Wimbledon anders als die drei anderen Grand Slam-Turniere eine eigene Setzliste. Das bedeutet: Während bei anderen Major-Turnieren die aktuelle Weltrangliste ausschlaggebend für die Setzung der Spieler bei der Auslosung war, bezog Wimbledon andere Daten. Für das einzige Grand Slam-Turnier auf Rasen wurde die Leistung der Profis in den vergangenen zwei Jahren auf Rasen mehr gewertet. Das ist allerdings eine Tradition, die mittlerweile der Geschichte angehört. Jetzt wird die Setzung, wie bei den anderen Events auch, basierend auf der Weltrangliste errechnet.

Die wohl berühmteste Warteschlange der Welt

Für das zweiwöchige Turnier in Wimbledon an Karten zu kommen, ist im Vorfeld gar nicht so einfach. Wer aber spontan ist, hat täglich die Chance, Tickets an der Tageskasse zu erwerben. Dafür ist aber einiges an Wartezeit notwendig. So hat allerdings jeder die Chance, bei dem prestigeträchtigen Event dabei zu sein und sogar Spitzen-Centre-Court-Tickets zu erwerben.

Queue Wimbledon

Teilweise campen die Tennisfans in Wimbledon, um sich am nächsten Morgen in die Warteschlange zu stellen.Bild: Juergen Hasenkopf/Imago

Und so läuft das Ganze: Weil es jeden Tag ein neues Ticketkontigent von über 500 Karten gibt, positioniert man sich in der weltbekannten Warteschlange, zu englisch „The Queue“. Um wirklich sicher zu gehen, ein Ticket zu bekommen, campen Tennisfans teilweise vor der Anlage in London oder stellen sich früh am Morgen an, um unter den ersten Zuschauern zu sein. Mittlerweile ist das in Wimbledon üblich, sodass es rund um die „queue“ auch Toiletten sowie Essen und Trinken gibt.

Die Qualifikation in Wimbledon

Anders als bei anderen Majors läuft in Wimbledon auch die Qualifikation. Während beispielsweise in Paris im Stade Roland Garros, also auf der French Open-Anlage, gespielt wird, treten in Wimbledon alle Quali-Spieler in einem anderen Club an. Die Qualifikation findet nämlich im Community Sports Centre in Roehampton statt. Die Qualifikanten müssen es sich also hart erarbeiten, um die Hauptanlage überhaupt betreten zu dürfen.

Eine weitere Tradition in der Quali: Bei den Herren werden die ersten zwei Vorrunden-Matches über zwei Gewinnsätze, also maximal drei Durchgänge gespielt. Das Qualifikations-Finale allerdings geht über drei Sätze, also maximal fünf Durchgänge. Eine weitere Einzigartigkeit in Wimbledon also!

Traditionsreiches Essen

Denkt man an Wimbledon, hat man automatisch auch Erdbeeren vor Augen. Über 30 Tonnen der roten Früchte werden jährlich in den zwei Turnierwochen verkauft. Eine echte Wimbledon-Tradition also! Die meistverkaufte Verzehrvariante: Erdbeeren mit reichlich Sahne!

Tradition in Wimbledon: Erdbeeren mit Sahne statt Cola und Popcorn.Bild: Getty Images

Last 8 Club

Knapp 650 aktive und ehemalige Profis sind Mitglieder des sogenannten „Last 8 Club“. Ist man Teil dieses Clubs, darf man den Rest seines Lebens die Wimbledon-Anlage besuchen, bekommt Zugang zum Centre Court und Court No. 1 sowie kostenlosen Kaffee und natürlich Tee.

Um Teil dieser besonderen Gruppierung zu sein, zu der beispielsweise Boris Becker, Roger Federer, Steffi Graf oder Angelique Kerber gehören, muss man in Wimbledon im Einzel das Viertelfinale, im Doppel das Halbfinale oder im Mixed das Endspiel erreichen.

Roger Federer

Als achtfacher Wimbledon-Sieger zählt Roger Federer zum Last 8 Club.Bild: Getty Images

Wimbledon nach Tradition: Matches und Ansetzungen

Fast alle Grand Slam-Turniere starten am Sonntag oder Montag mit den Erstrunden-Matches um 11 oder 12 Uhr morgens. In Wimbledon gibt es auf dem Centre Court aber wieder eine bestimmten Tradition am Montag. So eröffnet nämlich der Titelverteidiger am Montagmittag um 14 Uhr den Centre Court. Die Vorjahressiegerin startet erst am Dienstag. Sie spielt ebenfalls um 14 Uhr auf dem größten Platz der Anlage.

Eine weitere Tradition betreffend der Match-Ansetzungen wurde 2022 abgeschafft: der Middle Sunday. Dies war ein spielfreier Tag am Sonntag der ersten Turnierwoche. Auf ihn folgte der Manic Monday. „Manic“ bedeutet übersetzt so viel wie „verrückt“. Verrückt war der Montag deshalb, weil alle Achtelfinal-Partien der Herren und Damen an diesem Tag gespielt wurden. Absolute Action also. Mittlerweile ist der Sonntag aber ein ganz normaler Spieltag wie alle anderen – also keine Verschnaufpause mehr für die Spieler.