WTA-Finals_2023-Cancun

Tennisstadion auf dem Golfplatz: So sah das Setting der WTA-Finals in Cancun 2023 aus (Foto: WTA).

Wo finden die WTA-Finals 2024 statt? Entscheidung soll bald fallen

Endlich dazu gelernt? So ein Fiasko wie bei ihren Finals 2023 will die WTA allem Anschein nach nicht noch einmal erleben. Schon im Februar soll der WTA-Finals-Austragungsort 2024 verkündet werden. Es soll aktuell vier Kandidaten geben.

Regen, Wind und jede Menge Frust: Die WTA-Finals 2023 im mexikanischen Cancun waren ein einziges Desaster. Oder anders ausgedrückt: Es gab jede Menge Trubel in den Tropen. Verantwortlich dafür war allein die Damentour selbst.

Sie ging das Wagnis ein, ihr Saisonabschlussturnier Ende Oktober/Anfang November als reine Outdoor-­Veranstaltung in der Touristen-­Metropole am Golf von Mexiko auszurichten und verkündete diese Entscheidung erst knapp sieben Wochen vor Turnierbeginn. Dabei war klar: Die Regenzeit ­dauert auf der subtropischen Halbinsel Yucatan mindestens bis Ende Oktober und die Hurrikansaison endet erst im November.

„Hoffe, dass die WTA einen besseren Job macht!“

Angesichts dieser Tatsachen überraschte es nicht, dass die WTA-Finals 2023 nicht planmäßig zu Ende gingen. Etliche Regenunterbrechungen während der Gruppenphase und ein mehr oder weniger komplett verregneter Halbfinaltag führten dazu, dass die Endspiele im Einzel und Doppel von Sonntag auf Montag verlegt wurden.

Zum miesen Wetter kamen ein provisorisches Pop-up-Stadion und drittklassige Trainingsplätze eines Hotels hinzu. Aryna Sabalenka äußerte in Cancun als Erste massive Kritik an den Zuständen: „Ich denke, das hier entspricht nicht dem Niveau der WTA-Finals. Wir haben am Samstag 45 Minuten Zeit gehabt, um erstmals im Stadion zu spielen. Damit ist niemand zufrieden. Wir brauchen drei bis vier Tage, um uns an die Bedingungen zu gewöhnen. Ich hoffe, dass die WTA nächstes Jahr einen besseren Job macht.“

WTA-Finals 2024: Austragungsort wird in den nächsten Wochen bekanntgegeben

So wie es aussieht, findet dieser Weckruf nun Gehör. Peter-Michael Reichel, 71, sitzt seit über 20 Jahren im WTA-Board, dem höchsten Gremium der Damentour. Als einer von vier Turnierdirektoren repräsentiert Reichel dort die europäischen Kollegen. Mit seiner Agentur Match Maker verantwortet er gemeinsam mit Tochter Sandra unter anderem seit 1991 das WTA-Turnier in Linz. Dieses fand in dieser Woche erstmals als WTA-500er-Event statt.

Reichel, der in Europa so gut über das internationale Damentennis Bescheid weiß wie kaum ein anderer, sprach nun mit der österreichischen Tageszeitung Die Presse. Auf die Frage, wie die Planung für die WTA-Finals 2024 aussehen würden, antwortete er: „Wir werden in den nächsten zwei, drei Wochen die Entscheidung treffen. Es gibt drei bis vier Möglichkeiten.“ Sollte es wirklich so kommen: So früh wurde der Austragungsort der WTA-Finals in den letzen Jahren nie verkündet. 2021 Guadalajara und 2022 Fort Worth (USA) waren eher kurzfristige Notlösungen – genauso wie Cancun 2023.

Die aktuellen Kandidaten verteilen sich auf Europa, Asien, den mittleren Osten und die USA. Feststeht: Es sind Saudi-Arabien und die US-Stadt Charlotte in North Carolina dabei. Der europäische Standort dürfte Tschechien mit Prag sein. Von dort gab es schon für die WTA-Finals 2023 eine Bewerbung mit langfristiger Ausrichtung. Den Zuschlag bekam aber Cancun. Welche Stadt in Asien in Frage kommt, ist noch unklar. Vielleicht Shenzhen? Mit der Millionen-Metropole hatte die WTA 2018 einen Deal über zehn Jahre vereinbart. Gespielt wurde dort aber nur einmal: 2019. Dann kam Corona und der Fall Peng Shuai.

Vier Kandidaten für die WTA-Finals 2024

Charlotte soll laut einem Bericht des US-Sports Business Journal allerdings weniger Chancen für die Austragung der WTA-Finals 2024 haben. Denn: Der Spectrum Center, Heimspielstätte des NBA-Teams der Charlotte Hornets, soll bis 2025 für insgesamt 215 Millionen US-Dollar renoviert werden. Das Sports Business Journal zitiert eine anonyme Quelle, die davon spricht, dass der nächste Standort für drei Jahre – also bis einschließlich 2026 – ausgewählt werden soll. „Das Angebot aus Charlotte könnte ab 2027 attraktiver sein“, so die Quelle.

WTA-Finals

Möglicher Spielort der WTA-Finals: der Spectrum Center von Charlotte (Foto: Imago).

Dass Saudi-Arabien mit in der Verlosung ist, dürfte niemanden mehr überraschen. Der damalige WTA-Boss Steve Simon, der mittlerweile von seinem Amt zurückgetreten ist, soll schon im Oktober 2023 zu finalen Gesprächen in Saudi-Arabien gewesen sein, berichtete unter anderem die New York Times. Allerdings hat sich zuletzt prominenter Widerstand gegen einen Umzug der WTA-Finals nach Saudi-Arabien formiert.

Martina Navratilova und Chris Evert hatten zu Beginn des Jahres einen gemeinsamen Brief an Steve Simon geschickt. „Wir erkennen die Bedeutung, verschiedene Kulturen und Religionen zu respektieren, absolut an. Gerade deshalb glauben wir, dass eine Erlaubnis, Saudi-Arabien die WTA-Finals austragen zu lassen, unvereinbar mit dem Spirit und dem Auftrag des Damentennis und der WTA ist“, heißt es in dem Schreiben, aus dem die Sports Illustrated zitierte.

Lieber Charlotte statt Saudi-Arabien?

Die Frauen-Organisation WTA sei auf der Basis von Fairness und Gleichheit gegründet worden, „um Frauen in einer männerdominierten Welt zu stärken. Die WTA sollte daher Werte vertreten, die in starkem Kontrast zu denen von Saudi-Arabien stehen. Die Verlegung der WTA-Finals nach Saudi-Arabien wäre ein bedeutender Rückschritt, der der WTA, dem Frauensport und den Frauen schaden würde“, schrieben Navratilova und Evert weiter.

Das Sports Business Journal berichtet nun davon, dass während der vergangenen Wochen innerhalb der WTA eine Kontroverse über die anhaltenden Spekulationen zur Austragung der WTA-Finals in Saudi-Arabien entbrannte. Tenor: Besser in der halb renovierten Halle von Charlotte spielen als in Saudi Arabien.

Peter-Michael Reichel versteht die Vorbehalte gegenüber Saudi-Arabien nicht. Er selbst kennt das Land, weil er dort in der Off-Season schon zweimal das Einladungsturnier rund um den „Diriyah Tennis Cup“ ausrichtete. Der Presse sagte er nun: „Es gibt in Saudi-Arabien ein Gesetz, wonach Frauen gleich behandelt und gleich bezahlt werden müssen, das haben wir in Österreich nicht.“