Zverev über Nummer 1: „Ich habe es ziemlich verkackt“
Alexander Zverev spricht bei Magenta TV im Format „Bestbesetzung“ mit Johannes B. Kerner über seine Chance auf die Nummer eins der Welt und den Dopingfall Jannik Sinner.
Es wäre das Traumszenario gewesen. Am Ostersonntag am 20. April, an seinem 28. Geburtstag, gewinnt Alexander Zverev den Titel beim ATP-Turnier in München und kürt sich vor heimischer Kulisse zum neuen Weltranglistenersten. Klingt nach Fantasie? Nein, genau dies wäre ein realistisches Szenario gewesen. Die Vorzeichen standen fast optimal, dass Zverev in der dreimonatigen Abwesenheit von Jannik Sinner wegen seines Dopingvergehens die Führung im ATP-Ranking übernimmt. Doch der Traum des gebürtigen Hamburgers von der Nummer eins der Welt ist geplatzt – zumindest vorerst.
Allerdings: Eine kleine Restchance blieb noch für Deutschen. in der Abwesenheit von Sinner (bis zum 5. Mai gesperrt) doch noch Nummer eins der Welt zu werden. Dazu hätte es zwingend die Turniersiege bei den Masters-Turnieren in Monte Carlo und Madrid sowie den Finaleinzug in München gebraucht. Doch nach Zverevs Auftakt-Aus in Monte Carlo besteht in den nächsten Wochen keine Chance mehr, die Weltranglistenführung zu übernehmen.
Zverev über Nummer 1: „Ich hatte eine Riesenchance”
„Ich habe es in den letzten Monaten ziemlich verkackt. Ich hatte eine Riesenchance. Wenn ich halbwegs okay gespielt hätte, wäre ich Nummer eins der Welt gewesen. Das habe ich aber nicht. Ich habe das schlechteste Tennis gespielt seit meiner Verletzung“, sagt Zverev offen in dem Format „Bestbesetzung” mit Moderator Johannes B. Kerner auf Magenta TV.
Verantwortlich dafür, dass Zverevs Mission, Nummer eins der Welt zu werden, vorerst gescheitert ist, sind zwei Monate zum Vergessen im Februar und März. Er enttäuschte auf ganzer Linie. Die magere Ausbeute bei seinen fünf Turnierstarts in Buenos Aires, Rio de Janeiro, Acapulco, Indian Wells und Miami: nur sechs Siege. Vor allem die frühen Niederlagen bei den Sandplatzturnieren in Buenos Aires und Rio sowie beim Hartplatzturnier in Acapulco schmerzten enorm, denn alle drei Events waren eher mäßig besetzt. Die große Chance, zahlreiche Punkte im Rennen um die Nummer eins zu sammeln, ließ Zverev liegen. Das ernüchternde Ergebnis: nur 200 Zähler bei 1.250 möglichen Punkten.
Der Deutsche entschied sich dazu, nach den Australian Open den Belag zu wechseln und die beiden Sandplatzturniere in Südamerika zu spielen. Sein Plan: Mit Blick auf die French Open im Mai wollte er erste Sandplatzerfahrungen mit seinem neuen Head-Schläger sammeln, zu dem er im Oktober 2024 gewechselt war. Dennoch eine merkwürdige Entscheidung unmittelbar vor dem „Sunshine Double“ in Indian Wells und Miami auf Hartplatz.
Zverev über Südamerika-Tour: „Das war ein Riesenfehler”
Nach den dürftigen Leistungen in Lateinamerika gab es Kritik an Zverevs Turnierplanung, unter anderem von Boris Becker. Kritik, die sich Zverev zu Herzen nimmt. Als „eigene Dummheit“ bezeichnete er seinen Trip nach Südamerika direkt nach dem Finaleinzug bei den Australian Open gegenüber Johannes B. Kerner.
„Ich habe die Südamerika-Tour schon vor langer Zeit unterschrieben. Das Finale in Melbourne war mental schwierig für mich. Ich bin zurückgekommen am Dienstagabend und Mittwochmorgen war ich bereits im Gym. Fünf Tage später bin ich schon nach Argentinien geflogen. Das war ein Riesenfehler. Ich hätte mir Zeit nehmen sollen für meinen Körper, ich hätte mir vor allem Zeit nehmen sollen für meinen Kopf, um zu verarbeiten, was passiert ist. Es wäre schlauer gewesen, wenn ich fünf, sechs Tage kein Tennis gespielt hätte und auch zwei Wochen kein Turnier gespielt hätte. Es ist passiert, wie es ist. Wie sagt man so schön: Man lebt und man lernt“, sagt Zverev im Format „Bestbesetzung” auf Magenta TV.
Das Zeitfenster für Platz eins scheint vorerst geschlossen zu sein. Nach Sinners Rückkehr auf die Tour muss Zverev die Punkte vom Turniersieg in Rom sowie dem Finaleinzug bei den French Open verteidigen. Ein neues Zeitfenster könnte sich mit Beginn der Rasensaison öffnen. Doch dafür braucht es in den nächsten Wochen zahlreiche Siege statt wie zuletzt frühe Niederlagen.
Zverev über Dopingfall Sinner: „Das ist schon komisch”
In der Sendung „Bestbesetzung” äußerte sich der Weltranglistenzweite auch kritisch zum Dopingverfahren um Jannik Sinner. Dass die dreimonatige Sperre ausgerechnet in den Zeitraum fällt, in dem kein Grand-Slam-Turnier stattfindet, stößt ihm sauer auf. „Wäre es eine dreimonatige Sperre, egal wann zu einer anderen Zeit in der Saison – aber es waren die einzigen drei Monate, wo kein Grand Slam ist. Das ist schon komisch“, sagt er.
Zudem versteht Zverev die Entscheidungsfindung in der Dopingcausa Sinner nicht. „Alle haben gesagt, die WADA, die ITIA, er hat keine Schuld. Für mich in meinen Augen, wenn du positiv getestet wirst auf ein Steroid, dann musst du eine richtige Sperre bekommen von zwei bis drei Jahren, weil du mit Steroiden ein leistungsfähiges Mittel zu dir genommen hast, oder du bist unschuldig – und warum gibt es dann eine Sperre? Entscheidet euch. Dieses Zwischending ist Blödsinn. Wenn ihr einen Deal gemacht habt, okay, aber dann geht nicht in die Öffentlichkeit und sagt, er ist komplett unschuldig. Wenn er komplett unschuldig ist, dann soll er Tennis spielen, dann soll er alle großen Turniere mitspielen“, sagt Zverev.