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Dreckig und Rutschig: Mit einer Kombination aus variablen Schlägen, der richtigen Taktik und guter Beinarbeit sind Sie bestens vorbereitet auf Asche. Foto: Claudio Gärtner

10 Trainingstipps zum Tennis-Saisonstart auf Sand

Der Wechsel unter den freien Himmel steht wieder an. Die Hallensaison ist quasi vorbei und jetzt soll wieder fleißig auf der roten Asche trainiert werden. Mit unseren 10 Tipps zum Tennis-Saisonstart von Tenniscoach Mike Reynolds gelingt dir der Umstieg auf Sand.

Fotos: Claudio Gärtner;   Protokoll: Nils Brambrink, Franziska Brülls
Erschienen in Ausgabe 06/2022.

1| Perfekt vorbereitet für den Wechsel auf Sandplatz

Vorbereitung ist das A und O. Das gilt auch für den Einstieg in die Sandplatzsaison. Bevor es zur ersten Trainingseinheit auf die Außenplätze geht, sollte man deshalb seine Trainingstasche neu packen. Handtücher, Blasenpflaster, eine Kappe, isotonische Getränke sowie neue Griffbänder und abgenutzte Schuhe sollten Sie nicht vergessen. Ja richtig, abgenutzte Schuhe! Trainer Mike Reynolds meint: „Gerade in der ersten Woche sind die Plätze weich. Mit abgetragenen Schuhen gelingt der Einstieg besser. Außerdem kann man sich besser an das Rutschen gewöhnen als mit neuen Tretern, deren Profil sehr ausgeprägt ist.“ Nach einer Woche sind die Courts gefestigt, dann können neue Schuhe her. Was Reynolds noch rät: „Niemals mit neuen Schuhen in ein Match gehen.“ Man sollte sie immer zu Hause oder im Training einlaufen.

Frischer Griff: Vor dem ersten Training draußen sollte das Griffband erneuert werden. Und klar, natürlich von unten nach oben wickeln.
Abgetragen: In die erste Outdoor-Woche startet man in Schuhen mit abgenutztem Profil.

2| Leiter, Hürden & Co. – Tennis-Saisonstart

Ganz egal, ob mit Leiter, Hürden oder Kegel – Koordinations-, Motorik- und Konditionstraining sind fester Bestandteil in jeder Trainingseinheit. Man kann die Trainingsutensilien als Warm-up, Zirkeltraining oder als Parcour zwischen den Schlageinheiten einbauen. Eine von Reynolds Lieblingsübungen: Sidesteps oder Kreuzschritte durch die Koordinationsleiter mit einem anschließenden Vor- und Rückhandschlag an den Außenseiten. Die Bälle werden vom Coach angeworfen. Sein Geheimtipp: Auch Aufschläge in das Konditionstraining einbauen. So lernt man, Aufschläge unter körperlicher Anstrengung sicher und gezielt ins Feld zu bringen.

Tennis-Saisonstart

1| Parcour: Zum Aufwärmen oder zwischen den Schlageinheiten kann man Hürden, Kegel & Co. zur Verbesserung der Beinarbeit einbauen.
2| Seitwärts: Der Spieler durchquert die Leiter mit Sidesteps, Kreuz- oder Trippelschritten.
3| Abschluss: Nachdem man die Koordinationsleiter seitwärts passiert hat, wirft der Coach einen Ball an.

3| Viel Topspin

So wie rote Socken und Schuhe zum Sandplatz-Sommer gehören, ist auch Topspin ein Muss auf Asche. Gerade im Cross-Duell kommt der Schlag mit Vorwärtsdrall häufig zum Einsatz. Wichtig ist, den Ball weit vor dem Körper zu treffen. Mit einem angewinkelten Handgelenk, welches parallel zum Netz steht, wischt man wie ein Scheibenwischer über die Filzkugel. Der Effekt: Der Ball bekommt mehr Geschwindigkeit und durch den Drall mehr Höhe, bis er auf der gegnerischen Seite deutlich steiler abfällt als ein Slice oder Drive.

Tennis-Saisonstart

1| Vor dem Körper: Der Ball muss vor dem Körper getroffen werden, um die Scheiben­wischer-Bewegung ausführen zu können.
2| Parallel: Das Handgelenk ist so weit ­angewinkelt, dass sich die Schlägerfläche ­parallel zum Netz befindet.

4| Tennis-Saisonstart mit viel Sicherheit

Im Spiel auf Sand sind Länge und Höhe wichtige Komponenten. Spielt man hohe Bälle mit viel Topspin, springen sie auf der gegnerischen Seite deutlich höher ab. Um das zu üben, kann man eine Erhöhung über dem Netz anbringen oder Kleinfeld-Netze an der T-Linie aufstellen. So werden die Spieler gezwungen, hohe und weite Bälle zu schlagen. Die Kleinfeld-Netze können auch auf der Einstand- oder Vorteilseite positioniert werden, um Cross-Duelle zu trainieren. 

Hoch und Weit: Mit einer Netzerhöhung kann man Länge und Höhe ­trainieren.

5| Slice und Stopp

„Zeit für einen Imagewechsel!“, meint Experte Mike Reynolds. Der Rückhandslice muss auf Asche bei weitem nicht nur als defensiver Schlag eingesetzt werden. Durch variables Spiel wird der Slice von einer Notlösung zur Waffe. Sein Tipp: Den Schlag als gekonnte Mischung aus flachem, bissigem Slice und gefühlvollen Stopps im Spiel einsetzen. 

Das Wichtigste dabei: Für beide Schläge sollte die gleiche Ausholbewegung identisch sein. So weiß der Gegner nie, ob er hinten an  der Grundlinie bleiben oder ans Netz durchstarten soll – die Überraschung ist perfekt! Trainieren Sie diese Kombination, indem Sie vom Trainer angespielte Bälle abwechselnd als langen Slice und als Stoppball spielen.

Tennis-Saisonstart

1| Versteckt: Durch dieselbe Ausholbewegung beim Slice und beim Stoppball weiß der Gegner nie, was auf ihn zukommt.
2| Entscheidung: Versuchen Sie, den Stoppball so lange wie möglich zu verstecken. Wichtig beim Stopp: eine hohe Flugkurve. Der höchste Punkt der Flugbahn soll auf der eigenen Netzseite liegen!
3| Durchführung: Auch der Slice kann gefährlich sein. Flach und mit viel Biss gespielt, zwingt er die Gegner im wahrsten Sinne des Wortes in die Knie.

6| Rutschpartie zum Tennis-Saisonstart auf Sandplatz

Balanceakt auf Asche: Das Rutschen gehört in der Sommersaison einfach zu einer optimalen Beinarbeit dazu. Wer den letzten Meter zum Ball hin rutscht, spart pro Schlag mindestens einen Schritt – auf das gesamte Match gerechnet kommt da einiges zusammen. Wichtig bei der Rutschpartie: tief runtergehen. So bleiben Sie auch während des Schlags in der Balance und können anschließend wieder schnell zum nächsten Ball sprinten. Das Körpergewicht lastet dabei auf dem vorderen Fuß, der hintere Fuß dient dazu, das Gleichgewicht zu halten. Beim Saisonstart zu beachten: Schonen Sie die Plätze! Gerade, wenn die Courts erst vor kurzem eröffnet wurden, ist die oberste Schicht meist noch weich und empfindlich. Kommen Sie erst nach gut einer Woche so richtig ins Rutschen, wenn die Plätze schon etwas härter sind!

1| Voller Einsatz: Im Sommer wird so manche Staubwolke aufgewirbelt. 2| Rutschig: Das Gewicht liegt auf dem vorderen Fuß, der hintere hält die Balance.

7| Stopp und Gegenstopp

Stoppbälle sind ein beliebtes Mittel, um einen langen Ballwechsel zu unterbrechen. Aber wie reagiert man auf die kurzen Bälle? Um das zu trainieren, stellt der Trainer ein Hütchen am T-Kreuz auf. Es ist die Startposition des Spielers. Nun wirft der Trainer ohne Ankündigung kurze Bälle an. Die Aufgabe des Spielers ist, die Bälle zu erlaufen, auch mal in den Ball zu rutschen und variabel zu reagieren. Heißt wahlweise mit einem Gegenstopp oder mit einem langen Slice. Wichtig ist, dass der Spieler bewusst entscheidet, was er mit dem Ball anfängt. Anschließend bewegt er sich mit Sidesteps wieder zum Kegel zurück.

Tennis-Saisonstart

1| Überraschung: Wohin der Ball angeworfen wird, weiß der Spieler nicht. Er muss schnell reagieren.
2| Variabel: Man kann mit einem kurzen oder langen Ball reagieren.

8| Vorhandhammer

Bei den meisten Spielern ist die Vorhand stärker als die Rückhand. Da die Bälle auf Sand deutlich langsamer sind als auf Teppich oder Hartplatz, bietet es sich hier häufiger an, die Rückhand zu umlaufen. Grundvoraussetzung sind natürlich schnelle Beine. Um das Umlaufen zu trainieren, spielt der Coach Bälle weit auf die Rückhandseite an. Der Spieler startet in der Mitte des Feldes und versucht dann, die Rückhand zu umlaufen. Mit der Vorhand soll er versuchen, den Ball aggressiv auf die Gegenseite zu spielen. Reynolds Tipp: „Man sollte die Flugbahn lang und weit wählen, um sich selbst mehr Zeit zu geben.“ Die angespielten Bälle des Trainers sollten schwer zu erreichen sein, um den Spieler zu fordern.

Tennis-Saisonstart

Volle Power: Einen Vorhand-Inside-In- oder Inside-Out-Ball sollte man aggressiv spielen. Das Ziel sollte lang und weit gewählt sein.

9| Vor und Zurück

Von der Grundlinie bis zum Netz muss man einige Meter zurück­legen. Um die Beine so richtig in Fahrt zu bringen, empfiehlt Reynolds eine Kombination aus langen Topspinbällen und frechen Stopps. Dazu spielt der Coach vom Netz aus erst einen langen hohen Ball in die Vorhandecke an die Grundlinie, den der Spieler auf Brusthöhe aggressiv und lang ins Feld returnieren soll. Dann folgt ein kurzer Ball knapp hinter das Netz auf die Rückhandseite. Diesen soll der Spieler ebenfalls aggressiv mit Topspin ins Feld bringen. Dann geht‘s wieder zurück an die Grundlinie. Das Gleiche wiederholt man dann mit langen Bällen in die Rückhandecke und kurzem Anspiel auf die Vorhandseite.

1| Aggressiv: Auch aus der Defensiv-Position agiert der Spieler mit einem Powerschlag.
2| Topspin: Der kurze Ball wird ebenfalls mit Spin gespielt.

10| Tennis-Saisonstart gegen Sonne und Wind

„Jeder Spieler ist nur so gut wie sein zweiter Aufschlag“, sagt Mike Reynolds. Deshalb sollte man das Aufschlagtraining nicht vernachlässigen. Legen Sie ein Augenmerk auf die Verbesserung ihres zweiten Aufschlags. Mit Slice und Spin können Sie Sicherheit und Variabilität in ihrem Aufschlagspiel verbessern. Da beim Spiel unter freiem Himmel auch Wind und Sonne eine Rolle spielen, sollten Sie im Training nicht nur mit der Sonne im Rücken aufschlagen. Im Match kann man sich die Schlagposition schließlich auch nicht aussuchen. Schlagen Sie von jeder Seite des Platzes auf und trainieren Sie auch Schmetterbälle mit Blick in die Sonne.

Tennis-Saisonstart

Herausforderung: „Man soll im Training nicht bequem sein“, sagt Reynolds. Heißt: auch mit Blick in die Sonne aufschlagen.

Experte: Mike Reynolds

Der Engländer Mike Reynolds lebt seit Anfang der 80er-Jahre in Deutschland. Er ist Cheftrainer beim Marienthaler Tennis und Hockeyclub in Hamburg, wo die Fotos für diese Strecke entstanden sind. Als junger Profi hatte er den schnellsten Aufschlag in England mit 212,4 Stundenkilometern. Kontakt: experte@tennismagazin.de