Beinarbeit im Tennis: Die Spanische Schule
Mit dem spanischen System der Beinarbeit zeigen wir Ihnen, wie Sie sich schnell und kontrolliert über den Platz bewegen und dabei Ihre unerzwungenen Fehler minimieren
Protokoll: Franziska Brülls; Fotos: Frank Molter
Schnell, flink, balanciert und kontrolliert – so bewegt sich Rafael Nadal über den Platz. Bereit, jeden Ball anzunehmen und ihn ebenso kontrolliert wieder ins gegnerische Feld zurückzuspielen. Aber was steckt hinter der perfektionierten Beinarbeit des 19-fachen Grand Slam-Siegers? Beobachtet man verschiedene spanische Profis, wie auch David Ferrer, stellt man eine gewisse Ähnlichkeit in der Bewegungsweise fest. Zurückzuführen ist das auf das sogenannte „Spanish System“, das spanische System der Beinarbeit. Pato William Alvarez, ein bekannter kolumbianischen Trainer, hat das . Mit dieser Methode lehrte er seine beiden Schülern Emilio Sanchez und Sergio Casal, beides ehemalige Top-Profis, immer bereit für den nächsten Ball zu sein. Egal, ob in der Defensive, Offensive oder in einer neutralen Situation: Ein Spieler sollte immer in Balance und guter Stabilität sein, um jeder Zeit für den nächsten Ball bereit zu sein.
In Balance
Um das zu erreichen, wird die Bewegung vorab in die Annahme und den Schlag des Balls unterteilt. Nimmt ein Spieler einen Ball an, so muss er seinen Körper, bereits während der Ball fliegt, in die richtige Position bringen, um die optimale Balance für den nächsten Schlag zu erreichen. Dazu wird die Ausgangshaltung so angelegt, dass der Ball – egal, wie er vom Gegner gespielt wurde – effektiv zurückgebracht werden kann. Für den Schlag gilt es, eine ausgeglichene Körperhaltung und -beherrschung beizubehalten, um den Ball mit Kontrolle und Sicherheit zu spielen. Entgegen der intuitiven Handlungsweise soll hier nicht mit erhöhtem Kraftaufwand agiert werden. Stattdessen wird der Körper mit Balance, geradem Rücken und ruhigem Kopf eingesetzt. Letztlich lehrt das spanische System die Spieler, ihre Körper so zu koordinieren, dass ihre Schläge auf die effizienteste Weise ausgeführt werden können, ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren.
Dank dieser Methode zählen Spieler wie Nadal und Ferrer zu den Profis mit der besten Bewegung, Beinarbeit und Balance. Sie erzeugen dadurch langfristig gesehen weniger unerzwungene Fehler.
Unsere Experten der Antonio Valdes Akademie, Milo Quiroz und Niklas Albrecht, erklären, wie Sie das Spanische System der Beinarbeit in Ihr Training und Spiel integrieren können.
Ausgangsposition
Tief in die Knie gehen und die Füße einen Schläger breit auseinander stellen – das ist die optimale Ausgangsposition. Der Körper ist in einer neutralen, aber stabilen Haltung und somit in Balance. Jede Bewegung, auch die Sidesteps, werden mit gebeugten Knien und breiter Stellung ausgeführt. Aus tiefen Knien heraus fallen Antrieb und Richtungswechsel leichter. Damit wird gewährleistet, dass man immer bereit ist, den nächsten Ball anzunehmen und kontrolliert zu returnieren. Spätestens wenn der Gegner den Ball trifft, sollte man sich mithilfe des sogenannten Splitsteps in diese Ausgangsposition bringen. So ist sichergestellt, dass eine neutrale Körperhaltung zur Vorbereitung auf den nächsten Schlag eingenommen wird.
Um den Kegel
Um eine neutrale Position im Feld einzunehmen, ist es grundsätzlich wichtig, niemals nach dem Schlag stehenzubleiben, sondern immer wieder den Weg zurück zur Mitte zu finden. Dazu wird bei den folgenden Übungen ein Kegel auf der Hälfte der Grundlinie positioniert. Egal, ob Vorhand oder Rückhand, defensiv oder offensiv – nach jedem ausgeführten Schlag sollen die Spieler den Kegel von hinten umkreisen. Hierbei bewegen sie sich ausschließlich mit Sidesteps fort. Ein Augenmerk sollte darauf liegen, dass sowohl der Körper als auch der Blick immer nach vorne gerichtet bleiben, sodass die Spieler dem Spielfeld und dem Gegner nie den Rücken zudrehen. So können sie das Spielgeschehen und den Ball weiterhin beobachten und entsprechend schnell auf den ankommenden Ball reagieren.
Übung 1: Offensive Vorhand
Übung 2: Offensive Rückhand
Bei der zweiten Übung ist der Ablauf der Gleiche. Diesmal wirft der Trainer kurze Bälle auf die Rückhand-Seite an. Auch hier bewegt sich die Spielerin offensiv durch den Ball und sucht anschließend wieder den Weg zurück um das Hütchen. Nach vier bis acht Bällen wechselt die Aufgabenstellung. Die ersten beiden Übungen können optimal miteinander kombiniert werden. Dazu werden die Bälle abwechselnd auf die Vor- und auf die Rückhandseite angeworfen. Hier ist eine Umkreisung des Kegels nicht notwendig. Dennoch sollte der Weg zum jeweils nächsten Ball immer mit seitlichen Schritten hinter dem Kegel vorbei führen. Dadurch kehren die Spieler dem Feld zu keiner Zeit den Rücken zu und es bleibt dauerhaft abgedeckt.
Übung 3: Inside Out
Da die meisten Spieler vorzugsweise über ihre „stärkere Seite“, die Vorhand, agieren, kann man sich mit einem Vorhandschlag aus ungewollt langen Rückhand-Rallys befreien. Dazu wird die Rückhand umlaufen und stattdessen mit der Vorhand gearbeitet. Essentiell ist hier, dass die Spieler, wenn sie sich vom Kegel wegbewegen, mit einem großen Kreuzschritt starten. Dabei überkreuzt der rechte Fuß den linken. Ziel ist es, die richtige Stellung zum Ball einzunehmen, um diesen stabil, sicher und etwas aggressiv ins gegnerische Feld zu returnieren. Um die Sicherheit im Spiel zu erhöhen, sollte hier mit einem Cross-Schlag gearbeitet werden. Ein Longline-Schlag ist auch möglich, erhöht aber die Fehleranfälligkeit. Die gleiche Übung soll auch auf der Vorhand-Seite umgesetzt werden.
Übung 4: Defensiv Cross
Wird man mit schnellen, langen Bällen auf der Vorhand festgenagelt, bietet sich ein defensiver, sicherer Schlag an, um sich aus der Bedrängnis zu befreien. Um diesen zu trainieren, wirft der Trainer hohe Bälle hinter die Grundlinie an. Nachdem die Spieler den Kegel umlaufen haben, bewegen sie sich also rückwärts stets mit dem Blick nach vorne. Bei Rechtshändern liegt die Belas- tung auf dem linken Fuß. Dennoch wird mit dem hinteren Bein gearbeitet, weil dieses die Bewegung nach vorne bestimmt, wenn der Ball defensiv, hoch und cross zurückgespielt wird. Anschließend wird wieder der Weg zurück zur Mitte eingeschlagen.
Übung 5: Defensiv-Aggressiv
Kommt ein Ball hoch und weit in Richtung der Grundlinie, scheint ein defensiver hoher Ball häu- fig die einzige Antwortmöglichkeit zu sein. Aber auch diese Bälle können aggressiv zurückgespielt werden. Dazu muss der Spieler nur weit genug hinter den Ball kommen und ihn früh beim Aufsteigen treffen. Wie auch in der vorangegangenen Übung liegt die Belastung auf dem vorderen Fuß und gearbeitet wird mit dem hinteren. Aus der passiven Stellung heraus bewegt sich die Spielerin zuerst gegen den Ball und dann mit ihm nach vorne.
Übung 6: X-Drill
Beim sogenannten „X-Drill“ werden die verschiedenen Übungen miteinander verbunden. „X-Drill“ deshalb, weil die Spieler sich in Form eines „x“ über den Court bewegen. Je Durchgang werden vier Bälle angespielt. Der erste Ball landet kurz auf der Vorhand- Seite, sodass die Spieler offensiv reagieren müssen. Der zweite Ball wird lang nach hinten auf die Rückhand gespielt. Hier soll defensiv gespielt werden. Ball Nummer drei kommt erneut kurz, aber diesmal auf die Rückhandseite. Auch hier bietet sich ein offensiver Schlag an. Der letzte Schlag ist ein defensiver Vorhandschlag weit hinter der Grundlinie. Weil die Übung viel Ausdauer erfordert, sollten höchstens zwei Durchgänge gespielt werden, bis eine kurze Pause eingelegt wird.
Übung 7: Überraschung
Um zusätzlich Aufmerksamkeit und Schnelligkeit zu schulen, eignet sich die letzte Übung. Hier hält der Trainer in jeder Hand einen Ball, ohne anzukündigen, welchen Ball er wohin anwirft. Der Spieler muss aus neutraler Position agieren und den Ball ge- zielt ins gegenüberliegende Feld spielen.
Experten
MILO QUIROZ
Gründer der Valdes Akademie, ist lizensierter A-Trainer mit 14 Jahren Coaching-Erfahrung. Er zählte ehemals zu den Top 20-Spielern der nationalen Rangliste in seinem Heimatland Chile. Als Teil der USTA arbeitete er mit mehreren Top 10-Spielerinnen und -Spielern der WTA- und ATP-Tour zusammen.
NIKLAS ALBRECHT
Leiter der Valdes Akademie, ist lizensierter B-Trainer. Als Spieler nahm er an ITF-Juniorenveranstaltungen und Future-Events teil. Mitt- lerweile betreut er als Cheftrainer mehrere Tennisclubs in Norddeutschland und begleitet Junioren zu internationalen ITF-Turnieren.
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