Roland Garros – Gael Monfils Second Round – Paris

Der Befreiungskünstler – Die Stärken von Gael Monfils

„Meine Bewegungen sind für mich ganz normal. Ich mache das nicht, um aufzufallen, sondern weil ich es nicht anders kenne”, sagte der 28-jährige Franzose einmal, der in seiner Heimat nur „La Monf” genannt wird. Besonders schonend für den Körper ist diese Spielweise nicht. Man kann sich kaum vorstellen, wie seine Verrenkungen und akrobatischen Einlagen nicht die Gelenke, Sehnen und Bänder strapazieren. An den Knien hatte Monfils schon häufig Probleme, die ihn regel­mäßig zu Pausen zwangen. Für Amateurspieler ist es nicht unbedingt empfehlenswert, seine Spielweise zu kopieren. Dennoch kann man sich von ihm eine Menge abgucken, um vor allem die ­eigenen Defensivqualitäten zu ­verbessern (siehe Tipps am Ende der Story).
Aber: Auch ein Befreiungskünstler wie Monfils stößt mit seinem Spiel an Grenzen. Als Junior war das noch kein Problem. Da spielte er so oft den Ball zurück, bis seine Gegner die Fehler machten. 2004 gewann er drei der vier Juniorentitel bei Grand Slam-Turnieren und war weltweit die Nummer eins der Nachwuchsspieler. Zwar schaffte Monfils relativ problemlos den Wechsel ins Herrentennis und etablierte sich in kurzer Zeit in der erweiterten Weltspitze, doch um die großen Profititel spielte er nie mit. Dafür war er bisher zu limitiert. Als reiner Defensivspieler hatte er langfristig gegen die Besten der Szene keine Chance. Es reichte nicht, gegen Federer, Nadal oder Djokovic darauf zu hoffen, dass sie die Fehler machen. Das Problem: Wer von Beginn der Ballwechsel an zu defensiv agiert, wird irgendwann mit den Schlägen zu kurz. Allerdings: In seinem Davis Cup-Einzel gegen Federer zeigte er weit mehr als Defensivqualitäten. Klar ist: Kann Monfils dieses Niveau konservieren und seinen Mix aus Defensiv- und Offensivstärke auch bei großen Turnieren abrufen, wird er durchaus Chancen haben, in den nächsten Jahren konstant mit den Besten mitzumischen. Die Zuschauer wird er ohnehin immer verzücken – so wie man es von ihm gewohnt ist.