Große Finalanalyse: Warum Angelique Kerber den Titel holte
Faktor 4: Der erste Satzgewinn
Hätte Williams den ersten Durchgang gewonnen, wären Kerbers Chancen vermutlich auf ein Minimum gesunken. Dazu eine Statistik: Wenn Williams in den vergangenen 25 Grand Slam-Finals den ersten Satz für sich entschied, gewann sie danach immer auch das Match – insgesamt 19-mal. Verlor sie Durchgang eins, holte sie lediglich zweimal den Titel, viermal verlor sie. Klar ist: Statistiken spielen in den Köpfen der Profis zwar nur eine untergeordnete Rolle. Ihrer Dominanz nach gewonnenen ersten Sätzen wird sich Williams allerdings definitiv bewusst sein – der Satzgewinn hätte sie mental entscheidend gepusht.
Faktor 5: Die Fehler von Williams
Bei allem Respekt für ein grandioses Match von Angelique Kerber – sie profitierte auch von der ungewöhnlich hohen Fehlerquote ihrer Gegnerin. Im ersten Satz unterliefen Williams 20 sogenannte Unforced Errors, zehn auf der Rückhand- und zehn auf der Vorhandseite. Kerber „schenkte“ ihrer Kontrahentin gerade einmal drei freie Punkte in Durchgang eins. Ein Grund für Williams’ Fehleranfälligkeit an diesem Tag: der unbändige Kampfgeist von Kerber, die jedem noch so aussichtslosen Ball nachjagte, Williams damit ein Stück weit zur Verzweiflung trieb und Fehler provozierte.
Am Ende der Partie leistete sich Williams 46 unerzwungene Fehler – Kerber nur 13. Die Statistik der Winner (Williams 47, Kerber 25) konnte dies nicht ausgleichen. Richard Schönborn, langjähriger tennis MAGAZIN-Experte, analysiert die Gründe für Kerbers geringe Fehlerquote so: „Die Deutsche hat sich ausgezeichnet bewegt und war extrem schnell auf den Beinen. Ihre Wahrnehmungs- und Antizipationsfähigkeit in diesem Match war überragend.“