Große Finalanalyse: Warum Angelique Kerber den Titel holte
Faktor 6: Die Positionen an der Grundlinie
Eine sogenannte „Shot-Spot-Analyse“ des amerikanischen TV-Senders ESPN zeigt die Positionen der beiden Spielerinnen während des Matches. Auffällig: Kerber schlug zwar mehr Bälle hinter der Grundlinie als Williams – allerdings war der Unterschied der Schlagpositionen deutlich geringer als erwartet. In weiten Phasen des Matches gelang es der Deutschen, die wuchtigen Schläge ihrer Gegnerin direkt nach dem Aufsprung des Balls dicht an der Linie zu kontern.
Faktor 7: Das Break zum 4:2 im dritten Satz
Letztlich das Schlüsselspiel im letzten Durchgang. Kerber führte 3:2, Williams servierte. Beim Stand von 15:40 hatte die Deutsche zwei Breakbälle. Ihre Quote bei Breakmöglichkeiten bis zu diesem Zeitpunkt: drei von drei – Effizienz, auch Schlüssel zum Sieg. Williams wehrte beide Punkte ab, es entwickelte sich das längste Aufschlagspiel des Matches. Beide Spielbälle, die sich Williams erarbeitete, wehrte Kerber mit genialen Stoppbällen ab – ansatzlos und unerreichbar. Am Ende verwertete sie ihren fünften Breakball zur 4:2-Führung. „Nach diesem langen Spiel verlor Serena umgehend fünf Punkte in Serie, definitiv eine mentale Auswirkung“, analysiert Schönborn.
Faktor 8: Punkte am Netz
Die Statistik ist deutlich: Kerber, die sich am Netz grundsätzlich unwohl fühlt, attackierte in der gesamten Partie lediglich dreimal – und gewann zweimal den Punkt. Williams, die mit ihrer Schwester Venus bereits 13 Grand Slam-Turniere im Doppel gewann und mindestens als solide Volleyspielerin gilt, punktete am Netz nur zu 47 Prozent. Von 32 Angriffen führten nur 15 zum Erfolg – allerdings auch, weil Kerber häufig großartig aus der Defensive agierte und Williams mit kurzen Bällen auf die Füße vor Probleme stellte.