Kleinfeld-Tennis

Voller Fokus auf den Ball: Der Netzroller ist eine der beliebtesten Spielformen im Kleinfeld. tennis MAGAZIN-Redakteur Christian Albrecht Barschel (re.) und unser Praktikant Linus Karzig übten Trainingsformen für das „kleine Spiel“.

Kleinfeld-Tennis: Touch aus dem T-Feld

Kleinfeld-Tennis wird oft als Kinderkram verschrien – zu Unrecht. Denn nichts schult Gefühl und Übersicht so gut wie das T-Feld. Wir stellen Ihnen fünf Spielchen vor, damit es im Sommer mit dem Touch hinhaut.

Kennen Sie Walter Clopton Wingfield? Der britische Major gilt als Erfinder des (Rasen-)Tennisspiels, und indirekt hat er uns dabei auch die schönste Spielwiese des Tennisplatzes geschenkt – das T-Feld. Eigentlich als Begrenzung für den Aufschlag angelegt, kann man sich mit Tennis von der T-Linie wunderbar einspielen. T-Feld-Liebhaber bleiben dabei gerne etwas länger vorne – für ein, zwei der wunderbaren Spielchen, die es dafür gibt. 

Dabei wird das Spiel im Kleinfeld von vielen unterschätzt. Nicht nur viele Hobbyspieler fühlen sich oft blöd dabei, die ersten Minuten mit Mini-Tennis zu verbringen, und ruinieren sich lieber direkt von der Grundlinie aus die müden und oft noch kalten Knochen, anstatt die ersten Bälle erst mal ruhig und kontrolliert zu spielen. Auch bei einigen Profis hat man den Eindruck, dass das T-Feld-Spiel in der Kindheit verpasst wurde, so hilflos und hektisch wirken manche, wenn es darum geht, einen kurzen Ball sinnvoll und eben mit Übersicht zu kontern – vielleicht als Gegenstopp oder lang und locker reingelegt, wenn der Gegner irrtümlich nach vorne stürmt. Freunde der feinen Klinge lachen darüber, sie sind allenfalls zu verspielt, wählen im Zweifel den einen Stopp zu viel, anstatt den Ball sicher wegzumachen. Es ist wie so oft im Leben: Die Mischung macht’s, und man kann davon ausgehen, dass Profis wie Carlos Alcaraz, Gael Monfils oder der gute alte Mansour Bahrami in ihrer Jugend viel Zeit im T-Feld verbracht haben. Stichwort: Tennis „spielen“. Welch ein Glück für uns Tennisfans! 

Klar ist, dass das übliche Hin und Her im T-Feld zum Einspielen irgendwann langweilig wird. Gut, dass es Alternativen gibt – zum Warmwerden, zum Spaßhaben und für beides. Wir stellen Ihnen fünf Übungen vor, die Sie in vielen Varianten spielen können: zu zweit, zu viert, mit normalen Bällen, mit langsameren Methodikbällen oder sogar mit dem Softball. Alles ist erlaubt, nur eins ist wichtig: Spielen Sie bitte mit viel Gefühl! 

Übung 1: Kontrolle mit dem Zwischenschlag

Eine perfekte Übung, um speziell nach einer Tennispause wieder reinzukommen. Beide Spieler stehen sich auf der T-Linie gegenüber und spielen sich die Bälle zu – allerdings nicht direkt, sondern erst mit dem zweiten Ballkontakt. Kommt der Ball also an, bringt man ihn mit geöffneter Schlägerfläche so unter Kontrolle, dass er vor einem in angenehmer Höhe aufspringt. Erst dann spielt man ihn zum Partner. Wunderbar zum Slice-üben, aber auch für den Griffwechsel zum Topspin (denn Anhalten muss man den Ball mit dem Mittelgriff). Schwierigere Variante: Mit der Vorhand anhalten und dabei auf die eigene Rückhandseite legen – dann rüber. Für Profis: Ball anhalten, mit der oberen Schlägerkante anticken und dann erst auf die andere Seite spielen.

Ziel: Ballkontrolle und saubere Slice- und Topspinschläge

Kleinfeld-Tennis

Erster Schritt: Anstatt den Schlag des Partners direkt zu kontern, steht zunächst die Ballkontrolle im Vordergrund.

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Zweiter Schritt: Nachdem man den Ball mit dem Mittelgriff kontrolliert hat, folgt nun der Griffwechsel und die Fokussierung auf den regulären Schlag.

Kleinfeld-Tennis

Dritter Schritt: Zum Abschluss spielt man den Ball im gemäßigten Tempo zurück zum Partner.

Übung 2: Zwei im Spiel

Hier geht’s um einen sauberen Rhythmus. Gespielt wird nicht mit einem, sondern mit zwei Bällen – gleichzeitig. Die Spielpartner halten beide einen Ball in der freien Hand und spielen ihn gleichzeitig an (im Zweifel zählen – „Eins, zwei, jetzt!“). Immer wenn Spieler A einen Ball schlägt, sollte auch Spieler B seinen treffen. Klappt meist nach einigen Versuchen gut. Wichtig ist ein gleichmäßiges Schlagtempo und kontrolliertes Zuspiel. Lustiges Spielchen: ein T-Feld-Doppel mit zwei Bällen. Ist der eine Ball aus dem Spiel, geht’s nur noch mit dem anderen weiter (jeder Ball zählt für einen Punkt). Schult das periphere Sehen, man muss aus dem Augenwinkel beobachten, wo der andere Ball gerade ist, und im Zweifel mal zwei Bälle beinahe gleichzeitig spielen. 

Ziel: Gut fürs Rhythmusgefühl und den Nebenbei-Blick auf die andere Seite

Kleinfeld-Tennis

Volle Konzentration: Im Idealfall treffen beide Spieler ihren Ball gleichzeitig, sodass beide Bälle so lange wie möglich im Spiel bleiben.

Übung 3: Netzroller

Ein kleines Spiel fürs große Gefühl! Spieler A legt den Ball auf die Netzkante und lässt ihn auf der Seite von Spieler B runterfallen – dann wird der Punkt ausgespielt. Tricky ist vor allem der erste Schlag, der viel Gefühl erfordert, schließlich muss man den Ball direkt hinterm Netz schlagen, und das recht tief. Klappt meistens nur kurz cross, sonst bleibt er hängen. Variante für flinke Füße: Volleys sind dann nicht erlaubt. Match bis 11 Punkte. 

Ziel: Feines Händchen und Übersicht beweisen – und Spaß haben

Kleinfeld-Tennis

Los geht‘s: Der Netzroller eröffnet den dynamischen Ballwechsel im Kleinfeld.

Übung 4: T-Feld-Einzel- oder Doppel

Ein Klassiker ist das ganz normale Match im T-Feld – Angabe von unten und dann ein Satz zum Warmwerden. Alternative zu viert: Spielen Sie das Ganze als Doppel. Speziell Doppel-Neulinge kann man hier wunderbar an die richtige Aufstellung und Positionierung am Netz heranführen. Vor allem übt man als Netzspieler, mutig mittige Bälle anzunehmen, was speziell im Freizeitdoppel doch zu selten gemacht wird (hier bleibt der Netzspieler oft wie angewurzelt auf seiner Position stehen). Im T-Feld, bei lockerem Tempo, bekommt man ein gutes Auge dafür, welchen Ball der Gegenspieler überhaupt spielen kann (und welchen sicher nicht!). Man kann aufgrund des lockeren Tempos sorgloser dazwischengehen – und ein gutes Gefühl für die freien Räume entwickeln, in die man den Volley reinlegen kann. Denn Übersicht ist auch im echten Doppel das A und O, und nicht der tödliche Volley mit 180 Sachen in den Zaun. 

Ziel: Doppel-Aufstellung verinnerlichen und Mut zum Dazwischengehen beweisen

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Angabe von unten: Den Gegner direkt mit dem Zuspiel unter Druck zu setzen, ist deutlich schwieriger als mit einem klassischen Aufschlag.

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Standard-Spiel: Nach dem Zuspiel von unten wird der Ballwechsel im Kleinfeld ausgespielt. Deutlich dynamischer wird diese Variante im Doppel.

Übung 5: Die beste T-Feld-Übung der Welt

Diesmal wird nur eine T-Feld-Seite bespielt, dafür mit Doppelfeld (einfach mit dem Schläger eine Linie in Verlängerung der T-Linie ziehen). Wir spielen ein reguläres Match: 15, 30, 40 … Angabe von unten ins normale Feld und dann ab nach vorne! Denn wer zuerst die Netzposition besetzt, lässt den Gegner schön laufen. So wird jeder zum Serve-and-Volley-Liebhaber! Als Returnspieler muss man dabei zwischen dem ganz kurzen Ball vor die Füße des Aufschlägers wählen oder einem Lob, den dieser nur locker zurückspielen darf. Ist er hoch und lang genug, kann man selbst die Netzposition erobern. Ist er zu kurz, muss man vermutlich viel laufen, denn Schmettern ist nicht erlaubt und man wird von links nach rechts geschickt. Oft entscheidend: die Art der Angabe. Mit dem Slice nach außen? Lieber lang? Oder mit viel Topspin möglichst an die T-Linie? Ein Break kann hier schon die Entscheidung bringen. Ein Spielchen, das sich auch zum Auslaufen nach einem echten Match anbietet. 

Ziel: Gefühlvolle Volleys, softe Returns und Antizipation!

Kleinfeld-Tennis

Attacke: Nach der Angabe von unten heißt die Devise: Sofort in Richtung Netz.

Kleinfeld-Tennis

Volleyschule: Bei dieser Übung wird man dazu gezwungen, auf jeden Schlag mit dem passenden Volley zu antworten.

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Richtungswechsel: Mit einem hohen und langen Ball kann es dem defensiven Spieler gelingen, selbst zum Angreifer zu werden.