Mentaltraining: Welcher Spielertyp sind Sie?
Die SOAP-Analyse
Grundlage der Arbeit von Mentalcoach Heiko Hansen ist der ViQ Sport-Test (siehe S. 67). Er gibt Aufschluss über Charaktereigenschaften sowie mentale Stärken und Schwächen der Sportler. Der Test soll auf wissenschaftlichen Erkenntnissen der Neurobiologie und der Motivationspsychologie beruhen. Anhand des Tests wird ein Persönlichkeitsprofil erstellt, das aus den vier Bausteinen S, O, A und P besteht. Das S repräsentiert die Fähigkeit für die Aufnahme von Informationen. Je stärker das S in der Persönlichkeit ausgeprägt ist, desto stärker nimmt die Person Details, Formen, Farben und Abstände wahr. Zudem besteht bei ihr die Neigung, mit Angst statt mit Neugier zu agieren. Das O ist für die Motivations- und Zielabspeicherung verantwortlich. Je höher der O-Wert, desto mehr hält die Person an Zielen fest und desto stärker beißt sie sich durch. Das A steht für Automatismen. Je stärker das A, desto höher sind Risikobereitschaft, Handlungswille, Kreativität und Durchsetzungsvermögen des Sportlers. Das P steht für persönliche Erfahrungen. Je höher der P-Wert, desto mehr spielt Leidenschaft eine Rolle. Die Person speichert Erlebnisse mit Emotionen wie Freude und Trauer ab.
1) Der Arbeiter
Er spielt bewusstes, ruhiges und taktisches Tennis. Die Komponenten S und O (siehe Kasten auf S. 65) sind bei ihm besonders stark ausgeprägt. Der Arbeiter gilt als extrem fleißig im Training. Er ackert für den Erfolg und quält sich gern. Disziplin ist seine große Stärke. Dieser Spielertyp legt vor allem Wert auf Qualität in seinem Umfeld. Das Material muss stimmen, der Coach muss perfekt zu ihm passen, die Taktik wird vor jedem Match neu ausgetüftelt. Er überlässt nichts dem Zufall. Auf dem Court agiert er in der Regel sicherheitsorientierter als viele seiner Kollegen. Er wählt oft einen kontrollierten Spielaufbau, lässt sich geduldig auf lange Rallys mit seinem Gegner ein und wartet gern auf dessen Fehler. Verhalten unter Druck: Der Arbeiter neigt dazu, Fehler zu kommentieren. Wenn es nicht läuft, lässt er häufig den Kopf hängen. Er grübelt über seine Schwächen und zweifelt manchmal zu schnell an seinen Stärken. Mentale Fähigkeiten: Der sogenannte SO-Typ ist mental ein Perfektionist, der eine akribische Vorbereitung benötigt. Er schafft es, Prioritäten zu setzen und sich auf Ergebnisse zu fokussieren. Ziele erreicht er grundsätzlich durch Geduld und ein hohes Durchhaltevermögen. Beispiele auf der Tour: Diverse aktuelle und ehemalige Profis weisen Eigenschaften eines SO-Typen auf – etwa Kei Nishikori (Foto), Ivan Lendl, Björn Borg oder Michael Chang. Klar ist: Spielern Charakterprofile zuzuordnen bleibt dennoch schwierig. Abweichungen können immer auftreten.
Mentaltipp: Üben Sie den Umgang mit Druck!
Defizite weist der Arbeiter häufig im Umgang mit Druck auf. Wer diese Problematik kennt, sollte im Training vor allem regelmäßig Wettkampfbedingungen simulieren. Wichtig beim sogenannten Drucktraining: Es müssen Anreize für den Erfolg gesetzt werden, vor allem aber Konsequenzen bei Misserfolg drohen. Praxistipp: Spielen Sie im Training um Punkte. Bei Ihrem Aufschlagspiel dürfen Sie – je nach Leistungsstärke – nur einen oder zwei Punkte abgeben. Gelingt Ihnen dies nicht, gewinnt der Gegner automatisch das Spiel. Variante: Je höher Sie das Spiel gewinnen, desto mehr Punkte erhalten Sie. Bringen Sie Ihren Aufschlag zu null durch, gibt es drei Zähler. Geben Sie einen Punkt ab, gibt es zwei Zähler. Verlieren Sie zwei Punkte erhalten Sie noch einen Zähler. Bei mehr Punktverlusten geht das Spiel nicht in die Wertung ein. Nimmt Ihr Gegner Ihnen den Aufschlag ab, erhält er zwei Zähler und Sie verlieren einen. Am Ende muss der Verlierer 20 Liegestütze absolvieren.