Saiten mit Biss: Spin-Saiten im großen Test
Sie sollen sich in den Ball beißen und mehr Drall generieren – Polyestersaiten mit Profil sind der Renner bei Profis und Amateuren. Aber bringen Spin-Saiten wirklich so viel? Und was ist mit ihren anderen Eigenschaften? In unserem großen Saitentest haben wir zwölf Exemplare zehn Wochen lang getestet.
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Manche haben drei, andere fünf oder sogar zehn – Ecken! Saiten mit Profil, also mit eckigem statt rundem Querschnitt, sind äußerst populär. Mehr als die Hälfte der neu erscheinenden Polys sind mittlerweile strukturiert. Sie sollen das Nonplusultra für das moderne Topspinspiel sein, indem sich die scharfkantigen Saiten in den Ball beißen und noch mehr Drall generieren. Je strukturierter das Profil der Saite, desto mehr Spin kriegt der Spieler auf den Ball – so lautet das Versprechen der Hersteller. Einen wissenschaftlichen Beleg für diese Aussage gibt es bis heute nicht. Fakt ist, dass die echte Saitenrevolution schon einige Jahrzehnte zurückliegt. Als in den 80er Jahren die ersten Saiten aus Polyester entstanden, waren höhere Schlaggeschwindigkeiten und mehr Topspin möglich.
Ende der 80er Jahre kamen auch raue Saiten auf (z.B. die „Hexa-String“ von Pacific oder die „Powertwist“ von Babolat), aber dabei handelte es sich noch um Nylon-basierte Konstruktionen mit einer Wickelung unterschiedlich dicker Fasern für eine kantige Oberfläche. Die Struktur spielte sich jedoch schnell ab und die Saiten verrutschten extrem, sodass sie ein Nischenprodukt blieben. Das änderte sich schlagartig, als die ersten rauen Polys auf den Markt kamen. Die „Super Smash Spiky“ von Kirschbaum oder die „Alu Power Rough“ von Luxilon mit Eindellungen, die den ursprünglich runden Saiten nachträglich zugefügt wurden, setzten Maßstäbe. Neueste Herstellungsverfahren ermöglichten es schließlich, Monofilament-Stränge in jedem nur denkbaren Querschnitt zu produzieren. Erst hatten diese Polys einen blütenförmigen Querschnitt, später wetteiferten die Hersteller um die bissigsten Profile mit möglichst vielen Ecken. Danach gab es die Variation der axial verdrehten, eckigen Saite. Entsprechend variantenreich sind die Konstruktionen der „Spin-Saiten“, die tennis MAGAZIN in Kooperation mit saitenforum.de 2014 getestet hat.
Das Ergebnis des Tests erscheint auf den ersten Blick trivial: Die Tester konnten bei den meisten Saiten einen Effekt für mehr Spin feststellen. Den drei mehr oder weniger runden Saiten ohne stark ausgeprägtem Profil im Test
(„Ripspin“ von Wilson, „Max. Power“ von Kirschbaum und „RPM Blast“ von Babolat) attestierten sie das geringste Spinpotenzial im Vergleich zu klarer profilierten Saiten. Das ist überraschend, weil der sogenannte „Snapback“-Effekt einer Saite, also ihr Zurückschnappen in die Ausgangsposition nach dem Ballkontakt, von Experten als spinfördernder angesehen wird – und nicht ihr Profil. „Es ist gut möglich, dass es auch einen psychologischen Aspekt bei den Spin-Saiten gibt“, vermutet Chef-Tester Jens Barthelmes von saitenforum.de. „Wenn ich weiß, dass die Saite mehr Spin bringen soll, dann spiele ich auch entsprechend anders – eben mit mehr Topspin“.
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