Taktik-Training: Angriff ohne Angst
Ungeplante Attacken
Bis Mitte der 90er-Jahre bauten die meisten Profis ihre Ballwechsel so auf, dass sie spätestens mit dem dritten Schlag ans Netz vorrückten. Bis zu 70 Prozent der Schläge in einem Match wurden am Netz gespielt, heute sind es oft weniger als 20 Prozent. Etwa ein Drittel aller Angriffe sind inzwischen zufällige Attacken. Sie kommen zustande, weil die Spieler durch einen zu kurzen Ball des Gegners zum Vorrücken gezwungen werden. Vor allem im Damentennis sieht man in diesen Situationen häufig, dass sich die Spielerinnen am Netz verloren fühlen. Im Freizeitbereich begehen viele Spieler den Fehler, dass sie sich aus Angst vor dem Spiel am Netz zurück an die Grundlinie bewegen. Besser ist es, den kurzen Ball des Gegners zu attackieren und dem eigenen Angriffsschlag mutig hinterher zu gehen.
Fehlende Doppelmatches
Immer weniger Spitzenspieler – vor allem bei den Herren – treten im Doppel oder Mixed an. Die erfolgreichen Einzelspieler sieht man meistens nur im Davis Cup an der Seite eines Partners. Dies ist einer der Gründe, weshalb viele Profis das Gefühl für das Netzspiel verloren haben. Um sich im Spiel nach vorn richtig zu orientieren, müssen ständig Spielsituationen aus dem Halbfeld trainiert werden. Diese kommen im Doppel wesentlich häufiger vor als im Einzel. Wichtig: Vor allem die Fähigkeit des genauen Antizipierens ist entscheidend für einen erfolgreichen Angriff. Ein sauberer Flugball allein reicht nicht. Ivan Lendl machte diese Erfahrung, als er sich wie ein Besessener mit stundenlangem Volleytraining auf Wimbledon vorbereitete, um einmal auf dem „Heiligen Rasen“ zu gewinnen. 1990 verzichtete er dafür sogar auf sein Lieblingsturnier Roland Garros. Aber es reichte trotzdem nicht – zwar spielte er einen sauberen Volley, aber das Antizipieren lernte er nie. Wenn Sie Ihr Angriffsspiel verbessern wollen, dann trainieren Sie regelmäßig Doppelübungen und spielen Sie nach Möglichkeit so oft wie möglich Doppel-Wettkämpfe.