Schulterschmerzen_Aufmacher

Wunder Punkt: Schulterschmerzen

Um Verschleißerscheinungen vorzubeugen, sind frühe Gegenmaßnahmen unerlässlich. Fachmann Kinateder, der auch an der TennisBase in Ober-haching vor allem junge Nachwuchsspieler betreut, betont: „Bei einer einseitigen Sportart wie Tennis muss so früh wie möglich sichergestellt sein, dass ein Kräftegleichgewicht im Sportlerkörper herrscht. Wir geben das unseren Junioren von Anfang an mit auf den Weg.“ Das heißt: Stabilisierendes und funktionelles Training für den Schulterbereich steht regelmäßig auf dem Programm. Dabei handelt es sich nicht um Übungen mit schweren Gewichten, sondern es werden Bewegungsabläufe mit Trainingshilfen wie dem Theraband (s. S. 4) optimiert.

Die zentrale Rolle beim Training der Schulter nimmt die Rotatorenmanschette ein. Sie wird durch vier Hauptmuskeln und deren Sehnen gebildet, die wie ein Ring um die Schulter liegen und ihr maßgeblich Stabilität verleihen. Bei der Kräftigung dieser Muskelgruppe geht es nicht darum, möglichst viel Muskelmasse aufzubauen. Sie muss gestärkt werden, um die Schulter zu halten. Trotz ihrer knöchernen Instabilität ist die Schulter nämlich ein Gelenk, das extrem hohen Belastungen (wie etwa beim Aufschlag) durch die sie umlagernden Muskeln gewachsen ist. Wer im TV oder live vor Ort bei Turnieren das Aufwärmprogramm eines Profis verfolgen kann, wird fast immer den Einsatz von elastischen Bändern beobachten, mit denen die Spieler ihre Schultern auf die anstehenden Belastungen vorbereiten.

Trotz aller Prophylaxe der Profis bleibt aber die Schulter ihr wunder Punkt, wie eine Umfrage auf der ATP-Tour zeigte. Mehr als ein Fünftel der befragten Spieler klagten im Laufe ihrer Karriere schon einmal über Schulterprobleme (s. Tabelle unten). Kein anderer Körperteil ist im Profitennis derart von Beschwerden betroffen. Auch im Amateurbereich ist die Verletzungsanfälligkeit für die Schulter hoch. Schätzungen zufolge soll jeder zehnte Tennisspieler unter Schulterschmerzen leiden.

Verschleiß der Supraspinatussehne

In manchen Fällen spielt eine unsaubere Technik eine Rolle. Unter Umständen hilft es den Betroffenen, ihre Aufschlagbewegung umzustellen, um die Beschwerden zu lindern.
Das häufigste Problem ist das Schulter-Engpass-Syndrom, auch „Impingement“ (Einzwicken) genannt. Oberhalb des Gelenks gleiten die Sehnen der Rotatorenmanschette unter dem knöchernen Schulterdach hindurch. Wer den Arm nun anhebt und nach oben führt, zum Beispiel beim Aufschlag oder Überkopfball, engt die Sehnen automatisch ein. Sie können gegen den Knochen scheuern, auffasern und im schlimmsten Fall reißen.

Jeder, der viel Tennis spielt, wiederholt in einem Match unzählige Male diese Bewegung, die zum Verschleiß führt. Die Supraspinatussehne, die mit dem dazugehörigen Muskel das seitliche Heben des Arms ermöglicht, ist meistens von dem Einklemmen betroffen, oft in ­Kombination mit dem Schleimbeutel. Wenn die Diagnose eindeutig ist, lassen sich die Probleme durch einen Eingriff lindern, bei dem der Gleitraum für die Sehnen  unter dem Schulterdach erweitert wird. Danach haben sie mehr Platz und können wieder besser gleiten. Tennisspieler sollten nach einer Operation ­mindestens sechs Wochen warten, bevor sie wieder zum Schläger greifen.

Verletzungshäufigkeit bei männlichen Tennisprofis*

Die Schulter ist bei den Profis auf der ATP-Tour am ­anfälligsten für ­Verletzungen. Das ergab eine Umfrage auf der ­Herren­tour. Mehr als ein Fünftel der ­Profis hatte ­während der ­Karriere mindestens schon ­einmal Probleme mit der ­Schulter. Viele Symptome sind dort längst chronisch geworden.

1. Schulter 20,9 %
2. Wirbelsäule 14,8 %
3. Oberschenkel 13,8 %
4. Fuß 11,7 %
5. Hüfte 7,2 %
5. Knie 7,2 %
6. Ellenbogen 6,2 %
7. Hand 2,1 %
* Ergebnisse einer Befragung von 290 ATP-Profis, zusammengestellt von der ATP Medical Commission