Losinj – Blauer Traum
Losinj, die kroatische Insel vor Istrien, bietet frischen Fisch, erlesene Weine, traumhafte Panoramen, entschleunigte Städtchen. Und jede Menge Tennisplätze. Der Reiseanbieter Zischka hat die Region neu entdeckt.
Abendstimmung in Veli Losinj, T-Shirt-Wetter. Die Camp-Teilnehmer haben ihr Tagesprogramm abgespult und sitzen jetzt bei Bier, Weinschorle und Apfelsaft auf der Clubterrasse. Auf dem Court steht Hannes Zischka, Chef des gleichnamigen Reiseanbieters. Sein Schatten in der untergehenden Sonne ist lang, die Ansprache kurz: „Wir begrüßen euch zu unserer traditionellen Tennis-Demonstration. Ich hoffe, wir können euch gut unterhalten und ihr lernt auch etwas.“ Dann geht die Vorführung los.
Auf dem Ascheplatz, der jetzt in allen Rottönen schimmert, doppeln neben Hannes die Coaches Bernd, Franko und Oliver. Sie vollieren artistisch, spielen Rallys, packen ihre Zauberschläge aus. Es mag Tennisschulen geben, bei denen die Qualität der Coaches nicht optimal ist. Wer bei Zischka bucht, kann davon ausgehen: Das Training ist intensiv und gut. Manchmal auch überaus unterhaltsam. Wenn etwa Campleiter Franko Unterricht gibt und mit seinem witzigen kroatischen Dialekt Kommandos bellt: „Kurze Schritte!“ „Früher ausholen!“ „Rhythmus fehlt!“ „Wo sind die Beine?“
Franko der Coach und Künstler
Seit mehr als zehn Jahren ist der 45-Jährige für den österreichischen Tennisreisen-Spezialisten im Einsatz. 2015 hat er 1.100 Stunden Training abgerissen. Bei den Bewertungen der Gäste taucht er regelmäßig unter den Top 3-Coaches auf. „Manchmal gebe ich achteinhalb Stunden Training am Tag“, sagt er. Nicht dass er dazu gezwungen wird, aber Franko ist tennisverrückt im besten Sinne des Wortes. Wobei: „Ich mache das nur sieben Monate im Jahr. Man muss auch leben“, sagt er grinsend. Seine Biographie ist spannend. Franko ist nicht nur Coach, sondern auch Künstler. In Rabac, Istrien, rund 80 Kilometer Luftlinie weiter nördlich, hat er sein Atelier, malt Bilder und fertigt Skulpturen an.
Vernissagen veranstaltet er in den Hotels von Cres und Losinj. Es ist eine faszinierende Inselwelt im Süden von Istrien mit schroffen Felsen an den Küsten und dichten Pinienwäldern im Inneren des Landes – mit dem 589 Meter hohen Osorscica-Gebirgszug, wo Geier kreisen, und der tiefblauen Adria, in der Delfine schwimmen. An manchen Stellen ist Losinj nicht viel breiter als ein Lächeln.
Wir sind in Veli Losinj. Veli heißt groß. Es gibt auch das Städtchen Mali Losinj. Mali heißt klein. Aber es ist genau andersherum. Mali ist der größere der beiden Orte. Dort herrscht viel Betrieb im Hafen mit den mächtigen Kränen und in den Gassen hupen die Autos. Veli Losinj wirkt fast unberührt mit seinen 900 Einwohnern. Entschleunigend. Verkehrte Welt, aber die Namensgebung stammt aus einer Zeit, als die Gewichte auf der Insel noch anders verteilt waren.
Golfplätze und Yachten
Vor dem Restaurant „Marina“ sitzt eine Frau auf den Treppenstufen am Meer und präpariert frisch gefangene Fische. Ein paar Meter weiter wird Feuer im Holzkohlegrill entfacht. Das Kulinarische ist wichtig. Das Olivenöl auf der Insel gilt als eines der besten der Welt. Es gibt jede Menge Orangen-, Zitronen- und Feigenbäume. Der Honig ist berühmt, die Weine erlesen. Manch einer kommt nur wegen der guten Fisch-Restaurants. Im „Vitality Hotel Punta“, das die Campteilnehmer in der Regel buchen, hat man einen eigenen Kräutergarten angelegt.
Die Tennisanlage lässt sich am treffendsten mit Wohlfühloase beschreiben. Die Plätze im Pinienhain sind terrassenförmig angelegt. „Jeder Court liegt auf einer eigenen Stufe. Man ist fast privat und kann alles überblicken“, schwärmt Hannes Zischka. „Wir sind froh als erster großer Tennisanbieter hier zu sein.“ Das Punta und seine Umgebung ist die eine Seite von Losinj: ursprünglich, normal, bodenständig. Die andere Seite eröffnet sich uns am Abend. Werner Cerruti, Leiter einer internationalen Hotelkette, hat zum Dinner ins Fünf-Sterne-Hotel Bellevue eingeladen.
Der Österreicher und seine Investoren verfolgen große Pläne auf der Insel: ein Ausbau des Flughafens, weitere Luxushotels, ein Hubschrauber-Landeplatz für VIPs, zwei Golfplätze, die der südafrikanische Golfprofi Ernie Els designen soll, und einen Yachthafen. Ein Highend-Boutique-Hotel, das Alhambra, mit Butlerservice und allen erdenklichen Annehmlichkeiten existiert schon. Und die restaurierte Villa Hortensia, die Kaiser Franz-Josef zu Zeiten der k. u. k.-Dynastie für seine Geliebte bauen ließ. Els hat sie für sich und seine Familie auch schon gemietet. Preis: 100.000 Euro für zwei Wochen.
Wir flanieren durch das Bellevue: coole Loungemöbel, riesige Suiten, ein SPA der Extra-klasse. Ein paar hundert Meter vom Hotel liegen fünf perfekt präparierte Sandplätze. Zischka will dort ein Premium-Camp nächstes Jahr in der Karwoche veranstalten. Es werden spannende Zeiten für ihn und die Insel. Aber auch ohne die Projekte der Zukunft – eine Perle ist Losinj schon jetzt.