Michael Stich im Interview: „Wimbledon ist das Grösste!“
Wer ist der beste Rasenspieler in der Geschichte?
Schwer zu sagen, solche Vergleiche hinken immer. Der erfolgreichste ist Pete Sampras, auch wenn er nicht der klassische Serve-and-Volley-Spieler war wie Stefan Edberg, Boris oder ich. Goran Ivanisevic war auch keiner. John McEnroe steht für mich auf der Liste ganz oben, weil die Art, wie er das Spiel lesen konnte, einmalig war. Wahrscheinlich ist Pete der Beste, weil die Konkurrenz, die er ausschalten musste, um Wimbledon siebenmal zu gewinnen, extrem stark war. Edberg, Becker, Stich, Ivanisevic, Krajicek, Agassi, Courier – das waren alles Grand Slam-Sieger. Sampras’ insgesamt 14 Grand Slam-Titel waren sensationell, wenn man die Güte seiner Rivalen berücksichtigt.
Sind seine 14 Majortitel höher einzuschätzen als die 17 von Federer?
Die Zahl steht für sich. Was Roger gemacht hat, ist grandios. Aber Pete hatte eine größere Konkurrenz.
Also ist die Generation Federer & Co. nicht die stärkste, wie viele behaupten?
Ich denke nicht. Es ist eine fantastische Generation. Aber ich glaube, dass Roger in unserer Zeit keine 17 Grand Slams gewonnen hätte. Ich weiß auch nicht, ob unsere Generation die beste war. Vielleicht war es die von Rod Laver. Aktuell gibt es zu wenige Champions. 40 Grand Slam-Siege gefühlt unter drei Spielern aufgeteilt – das ist sehr einseitig.
Es gibt heute in Wimbledon keine eigene Setzliste, keine Verbeugung vor der Royal Box, unglaublich viel Preisgeld. Ist das Besondere verloren gegangen?
Nein. Ich finde, dass Wimbledon einen unfassbaren Job gemacht hat in der Modernisierung seines Events und der Wahrung der Tradition. Wenn ich heute dorthin reise, ist mir alles vertraut, obwohl der Centre Court ein Dach hat. Obwohl der Court 1 auch bald ein Dach bekommt und die Anlage weiter ausgebaut wird. Wimbledon wächst und wächst und wächst, aber der Club schafft es, den Spielern das Gefühl zu geben, es ist noch wie vor 100 Jahren. Ich finde es schade, dass es Knicks oder Diener nicht mehr gibt. Das ist eine Tradition, die ist zeitlos. Ich finde auch, man müsste im Tennis mit einem klassischen Tennishemd mit Kragen spielen. Es ist eine traditionelle Sportart. Sie hat Stil und Klasse. Trotzdem kann sie modisch sein. Moderne und Tradition kann man zusammenbringen. Wimbledon zeigt das.
In diesem Jahr bekommt der Sieger über zwei Millionen Euro. Sind Sie neidisch auf die heutige Generation?
Überhaupt nicht. Was sollen die Spieler sagen, die vor mir gespielt haben. Ich habe mich darüber einmal mit Bob Hewitt unterhalten, der in den 1960er-Jahren zusammen mit Frew McMillan das Doppel gewann. Dafür gab es fünf Pfund und einen Essensgutschein. Meine Generation muss den Borgs, McEnroes und Connors’ extrem dankbar sein. Sie haben diese Entwicklung eingeleitet.
Sie bekamen 1991 für Ihren Sieg 240.000 Pfund, was damals mehr wert war, als die umgerechnet knapp 300.000 Euro heute. Wissen Sie noch, was Sie sich davon gekauft haben?
Ich bin nach meinem Wimbledonsieg direkt nach Gstaad geflogen, um dort zu spielen. Im Kopf eines Sportlers geistert nicht herum, sich persönlich für Erfolge zu belohnen. Irgendwann schaust du auf dein Konto und freust dich, dass du dir jetzt mal ein Auto oder eine schöne Uhr kaufen kannst. Aber ich verrate Ihnen mal, was mich geärgert hat.
Nämlich?
Die Größe meiner Replik des Wimbledon-Pokals misst nur ein Zehntel vom Original. Es war schon etwas schade, als ich gesehen habe, dass die Jungs heute eine Trophäe bekommen, die das Viertel vom Original ausmacht (grinst).
Interview geführt von Carli Underberg und Andrej Antic
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